Guter Draht zum Parteisekretär

Ministerpräsident Woidke begibt sich für eine Woche auf Dienstreise nach China

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.
Wenn Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) dienstlich nach China reist, geht es vor allem um Wirtschaftsfragen. 2014 erreichten die Exporte Brandenburgs 214 Millionen Euro, da ist noch Luft nach oben.

Von diesem Freitag an wird Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) gemeinsam mit einer 40-köpfigen brandenburgischen Wirtschaftsdelegation sieben Tage an fünf Standorten in China verbringen. Und er werde dabei gern als «Türöffner» fungieren, wie er am Mittwoch sagte. Das Interesse« der märkischen Wirtschaft am chinesischen Markt sei »riesengroß« und chinesische Firmen sicherten inzwischen Tausende Arbeitsplätze im Land. Brandenburg genieße in China einen guten Ruf.

Seit Oktober 2013 unterhalte er persönlich gute Kontakte zum kommunistischen Parteisekretär der Region Peking, Hebei, betonte der SPD-Landesvorsitzende. Und es sei geplant, mit dieser Region ein Kooperationsabkommen zu unterzeichnen. Beide Regionen liegen um die jeweilige Hauptstadt, Hebei allerdings habe 83 Millionen Einwohner, Brandenburg 2,4 Millionen, rückte Woidke die Verhältnisse zurecht.

Von den guten Kontakten zum Provinz-Parteisekretär sprach auch Werner Diwald, Geschäftsführer der EnCon Europe GmbH, der in China Windkraftanlagen an den asiatischen Mann bringen will. Die chinesischen Modelle seien nicht so zuverlässig wie die deutschen. Und nach Besichtigung des Prenzlauer Hybridwerkes hätten die Chinesen reges Interesse gezeigt, begründete er seinen Optimismus. Die Smogbelastung erweise sich im heutigen China als Katastrophe, auch wenn in bestimmten Städten die alten Dieselbusse schon gegen Erdgas-Gefährte ausgetauscht worden seien.

Brandenburgs Export nach China hat laut Wirtschaftsstaatssekretär Hendrik Fischer im vergangenen Jahr einen Umfang von 214 Millionen Euro erreicht, 18 Millionen mehr als 2013. Wenn handfeste Wirtschaftsinteressen im Spiel sind, dann gibt es auch kein Gerede um »Unrechtsstaat« oder dergleichen, das ist in Deutschland eher der inneren Abrechnung vorbehalten. Im Falle Chinas ist lediglich ein eventueller Ideen- und Technologieklau Thema. Diwald sagte dazu, ein großes Problem stelle der für sein Unternehmen nicht dar: Im Bereich des Maschinenbaus sei das Kopieren keine so einfache Sache. Auch der Geschäftsführer des in Wildau ansässigen Luftfahrtunternehmens AneCom AeroTest, Edmund Ahlers, sagte, zwar sei man in Sachen Know-How-Klau vorsichtig, aber nicht vorsichtiger als bei anderen Geschäftspartnern auch. »Ich bin entspannt, was diese Seite angeht«, sagte er und fügte selbstironisch hinzu: »Wir haben auch viel dazugelernt, indem wir uns umgeschaut haben.«

Laut Ahlers ist es auf dem chinesischen Markt unabdingbar, persönliche Beziehungen zu pflegen. »Man muss erst Vertrauen zu den handelnden Personen aufbauen.« Das chinesische Partnerunternehmen beschäftige rund 500 000 Menschen. Das Unternehmen, das er vertrete, habe 160 Mitarbeiter. Inzwischen aber mache der Anteil Chinas am Firmenumsatz 20 bis 25 Prozent aus, der sei also erheblich. Und die Volksrepublik China baue ihre eigene Luftfahrtindustrie kräftig aus, da rechne er sich gute Chancen aus.

Die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) plant im Verlauf der Reise die Unterzeichnung eines Rahmenvertrages mit der East China University of Science. BTU-Vizepräsidentin Kathrin Salchert sagte, die stark technologisch ausgerichtete Universität im Süden Brandenburgs sei dabei, sich »international ganz neu aufzustellen«. Heute seien 20 Prozent der Studierenden Ausländer. Vereinbart werden soll unter anderer der Austausch von Bachelorstudenten.

Wie Steffen Kammradt, Geschäftsführer der Zukunftsagentur Brandenburg, informierte, sei mit brandenburgischer Hilfe in China ein Staudamm renaturiert worden, so dass er Frischwasser nach Peking liefern könne. »Es ist erfreulich, wie offensiv sich brandenburgische Unternehmen auf einem Weltmarkt wie China präsentieren.« In den einstigen Roten Kasernen der Stadt Potsdam haben die Chinesen Kammradt zufolge ein Potsdam-Schanghai-Businesscenter aufgebaut. In dieser Form sei dies in Deutschland einmalig.

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