Der Nordosten wird zum Radlerland - möglicherweise

Die Anzahl der Fahrräder in Mecklenburg-Vorpommern wächst, aber noch fehlt es vielerorts an Wegen, Stellplätzen oder Ladeboxen

  • Lesedauer: 3 Min.
Das Fahrrad hat Experten zufolge eine große Zukunft im Nordosten, so als Zubringer zum Bus. Dafür braucht es aber bessere Voraussetzungen, sagt auch der Radfahrer-Club vor dem Tag des Fahrrads.

Schwerin. Das Fahrrad wird für die Mobilität der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern immer wichtiger. Gerade auf dem Land, wo Busse immer seltener die kleinen Ortschaften abseits großer Straßen anfahren, werden die Einwohner zunehmend zur nächstgelegenen Haltestelle radeln, ist der Mobilitätswissenschaftler Udo Onnen-Weber überzeugt. Er betreute in den vergangenen drei Jahren ein Modellprojekt zum Einsatz von Elektrofahrrädern als Zubringer zum öffentlichen Nahverkehr in ländlichen Gebieten. Am Mittwoch wird der Europäische Tag des Fahrrads begangen. Er soll ein Zeichen für eine umweltfreundlichere und gesündere Fortbewegung setzen.

Damit sich allerdings das Rad zum Bus im Nordosten richtig durchsetzen kann, müssen laut Onnen-Weber an den Haltestellen Fahrrad-Stellplätze mit Möglichkeiten zum Anschließen geschaffen werden. Auch Ladeboxen für Elektrofahrräder wären wünschenswert, sagte er.

Die offizielle Statistik bestätigt den Trend zum Rad in Mecklenburg-Vorpommern: 1998 verfügten laut Statistischem Landesamt 78,9 Prozent aller Privathaushalte über ein oder mehrere Fahrräder. Bei der jüngsten Befragung im Jahr 2013 waren es 82,9 Prozent.

Radfahr-Hochburgen sind bislang vor allem die Städte mit ihren relativ kurzen Wegen und dem Mangel an Auto-Parkplätzen. So benutzen die Greifswalder für 40 Prozent ihrer Wege das Rad, sagt der Landesvorsitzende des Radfahrer-Clubs ADFC, Steffen Burkhardt, unter Berufung auf Befragungen. »Das ist deutschlandweit Spitze.« Doch vielerorts gebe es zu wenige Radwege - und wenn, dann befänden sich diese oft auf Fußwegen. »Konflikte mit Fußgängern sind häufig«, sagte er. Oft bemerkten diese nicht, dass sie sich gerade auf dem Radweg befinden. Und nicht jeder Radler fahre auf der richtigen Seite.

Burkhardt sieht Radfahr- oder Schutzstreifen am Straßenrand als beste Lösung an, auch weil sie kaum Geld kosten. Aber vor allem, weil er der Ansicht ist, dass das Fahrrad ein Verkehrsmittel ist und auf die Straße gehört. Ist kein Radweg oder -streifen da, sollten Radfahrer nach seinen Worten nicht zu weit rechts am Rand fahren, sondern lieber weiter zur Mitte hin, damit Autofahrer bremsen und langsam an ihnen vorbei fahren müssen. »Ein Autofahrer sollte stets in der Lage sein, rechtzeitig zum Stehen zu kommen, wenn vor ihm ein Fahrradfahrer stürzt«, sagte Burkhardt. Er fordert deshalb als Regel-Höchstgeschwindigkeit innerorts 30 Stundenkilometer. »Bei Tempo 30 würde auch der Lärmpegel in unseren Städten sinken und der Lebensraum Stadt attraktiver werden«, meinte der Radfahr-Experte.

Reiner Kröger vom Städte- und Gemeindetag Mecklenburg-Vorpommern betonte, dass bei Straßenneubauten häufig ein Radweg oder Radfahrstreifen mit eingerichtet werde. Viele alte Straßen, gerade in historischen Innenstädten, seien dafür aber zu schmal. Laut Kröger wird derzeit beim Zweckverband elektronische Verwaltung ein elektronisches Planungsinstrument für das Land entwickelt, das bestehende Radwege und Lücken im Netz anzeigt. dpa/nd

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