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Fröhlich sein und schwimmen

Hochsaison am Werbellinsee - das EJB-Jugenddorf hat sich für die Feriengäste gut gerüstet

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 4 Min.
Erlebnis, Bildung und Sport verspricht die Europäische Jugendbegegnungsstätte Werbellinsee ihren Gästen. Vor einem Jahr hatte der Einrichtung nach einem tödlichen Unfall die Schließung gedroht.

Wer in diesen Tagen bei einem Ausflug am Werbellinsee zwischen Altenhof und Joachimsthal (Barnim) unterwegs ist, trifft auffallend oft auf Gruppen ausgelassener Kinder. Dabei handelt es sich sehr wahrscheinlich um Gäste der nahe gelegenen Europäischen Jugendbegegnungsstätte, die bei Exkursionen die Schönheiten der waldreichen Umgebung erkunden oder vom Baden kommen. Die Sommerferien haben begonnen, und in den sanierten Herbergs- und Gästehäusern der 1952 als »Pionierrepublik Wilhelm Pieck« eröffneten Anlage ist kaum noch ein Bett frei. Auf dem weitläufigen Areal herrscht Betrieb, unter fröhlichem Stimmengewirr sind zur Mittagszeit etliche Gruppen unterwegs zu den Speisesälen. Es gibt Salate und Spaghetti. Die Betreuer haben alle Hände voll zu tun, das Gerangel um die besten Plätze auf den schattigen Terrassen unter Kontrolle zu bringen.

»Rund 1000 Kinder und Jugendliche mit ihren Betreuern sind gegenwärtig bei uns zu Gast«, sagt Geschäftsführer Reinhard Meier. Die Einrichtung sei gut ausgelastet, schließlich müsse man bei dem ständigen Kommen und Gehen sehr unterschiedlicher Gruppen auch eine gewisse Reserve haben. Auf insgesamt 1200 Betten sei die Kapazität im vergangenen Jahr erweitert worden.

Die EJB Werbellinsee ist nicht nur ein touristisches Highlight, sondern mit 85 Beschäftigten auch ein wichtiger Arbeitgeber in der strukturschwachen Region nördlich von Berlin. Zudem bietet sie als Ausbildungsbetrieb pro Jahr zehn jungen Leuten eine berufliche Perspektive.

Dass die Einrichtung auch in diesem Jahr derart aus dem Vollen schöpfen kann, ist keine Selbstverständlichkeit. Vor reichlich einem Jahr, Ende Juni 2014, hatte sich ein düsterer Schatten über die Zukunft des Feriendorfes gelegt, als sich ein zwölfjähriger Schüler beim Sturz auf einer Betontreppe so schwer verletzt hatte, dass er starb. Der Junge war mit Mitschülern seiner Schule aus dem brandenburgischen Ketzin (Havelland) auf Klassenfahrt am Werbellinsee.

Unmittelbar nach dem tragischen Unglück waren Forderungen laut geworden, das 105 Hektar große Feriencamp, in dem zu dieser Zeit mehr als 500 Kinder und Jugendliche schöne Tage verlebten, umgehend zu schließen. Bei einer Begehung durch die Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BNG) als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung der EJB waren ernste Sicherheitsmängel festgestellt worden. Am Ende hatten sich BNG, die Unfallkasse Brandenburg als Versicherung des verunglückten Schülers und die EJB auf ein Paket von Sofortmaßnahmen verständigt, um die Schließung abzuwenden.

Die gesamte Anlage hat sich im zurückliegenden Jahr sichtbar verändert - Bäume wurden ausgeästet, Treppen und Weg saniert, potenzielle Gefahrenstellen farblich markiert. Sämtliche Auf- und Abgänge zum Strand oder zu den Gebäuden tragen neue oder verstärkte Geländer, Metallzäune sichern Böschungen ... »Wir haben hart gearbeitet und seit damals 200 000 Euro in die Sicherheit unserer Einrichtung investiert«, sagt der Geschäftsführer. Das sei als Konsequenz aus dem bedauerlichen Unglücksfall notwendig gewesen. »Wir haben an diesem Punkt alles bisher Geleistete noch einmal auf den Prüfstand gestellt, denn natürlich hatten wir ja seit der Übernahme 2004 beständig an der Verbesserung der Qualität der Anlage gearbeitet und insgesamt zehn Millionen Euro in ihre Ertüchtigung investiert.« Nun habe man sogar die eigentlich für Kitas und Schulen geltenden strengen Standards berücksichtigt. Er habe einen Sachbearbeiter für Arbeits-, Brand- und Gesundheitsschutz eingestellt, so Meier. Die letzte Überprüfung durch die Genossenschaft im Mai habe keine Beanstandungen ergeben. Nun hoffen alle, dass auch die seit einem Jahr andauernden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) bald zu einem Ergebnis führen. »Die Unklarheit belastet uns alle am meisten«, sagt der Geschäftsführer.

Die EJB will den Blick nach vorn richten. »Wir hoffen in diesem Jahr erneut auf 100 000 Übernachtungen, damit kämen wir gut über die Runden.« Dazu beitragen dürfte, dass die Begegnungsstätte im Frühjahr vom Bundesforum für Kinder- und Jugendreisen vier von fünf Sternen für ihr Qualitätsmanagement erhielt.

Derzeit nehmen vor allem Ferienkinder, Vereinssportler und Teilnehmer an Sprachcamps die vielfältigen Freizeit- und Bildungsangebote am Werbellinsee wahr. Viele kommen aus Berlin und Umgebung. Der Standort nahe der Hauptstadt soll helfen, wenn man sich künftig mehr als bisher auch für Familien öffnet, für Alleinerziehende mit Kindern, Großeltern mit ihren Enkeln. Für ruhige Unterkunft und guten Service zu verträglichen Preisen ist schon gesorgt.

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