Altstadt, Neustadt, Hafenstadt

Ein neuer Reiseführer zeigt, wie sich Hamburg verändert

  • Britta Warda, Hamburg
  • Lesedauer: 3 Min.

Zwischen Alster und Elbe ist was los. Das verdeutlicht der nunmehr siebte Teil der Stadtführerreihe aus dem Junius-Verlag, der sich mit der Hamburger Innenstadt beschäftigt. In bewährter Manier führt das Buch Wissenshungrige auf sechs lehrreichen Rundgängen durch Altstadt, Neustadt und HafenCity. Wie seine Vorgänger ist der Band in Zusammenarbeit mit Stattreisen Hamburg e.V. entstanden. Der Verein präsentiert seit 25 Jahren die Hansestadt auf themenbezogenen und zum Teil ungewöhnlichen Touren.

Bis ins 20. Jahrhundert hinein war die Hamburger Innenstadt dicht besiedelt - heute leben nur noch etwa 16 000 Menschen in dem Gebiet zwischen den ehemaligen Wallanlagen und der Norderelbe. Wie es dazu gekommen ist, wird an verschiedenen Orten der Rundgänge deutlich. Seit der Cholera-Epidemie im Jahr 1892 gab es Pläne, die dicht besiedelten Arbeiterquartiere im Innenstadtbereich mit ihren verheerenden Wohnverhältnissen zu beseitigen. Während man beim Abriss der ehemaligen Gängeviertel in der Neustadt noch Ersatzwohnungen für die vertriebenen Arbeiter zur Verfügung stellte, ging man beim Bau der Mönckebergstraße in der Altstadt rigoroser zur Sache: Die alten Wohnviertel verschwanden ersatzlos!

Es entstand an gleicher Stelle eine moderne »City« - ein reines Geschäftsviertel mit nur wenigen Wohnmöglichkeiten. Auch für den Bau der Speicherstadt wurden Ende des 19. Jahrhunderts etwa 25 000 Arbeiter aus ihren angestammten Quartieren vertrieben. Heute erinnert dort nichts mehr an die ehemaligen Elendsviertel.

Jeweils zwei Rundgänge führen nördlich und südlich durch Altstadt und Neustadt − vom Rathaus bis zum Hauptbahnhof sowie vom Dammtor über die Wallanlagen bis zum Elbufer. Auf zwei weiteren Touren werden die Speicherstadt und der jüngste Hamburger Stadtteil, die HafenCity, erwandert. Auf 155 Hektar entstand und entsteht dort eine Erweiterung der Innenstadt, die Wohnen, Arbeiten und Freizeitgestaltung miteinander verbinden soll. Die Rundgänge dauern circa eineinhalb Stunden und lassen sich miteinander kombinieren.

Weiterführende Lesestück behandeln beispielsweise die Geschichte der zentralen Grünfläche »Planten un Blomen« im Innenstadtbereich, die Hanse- und die NS-Zeit. Ein Extrakapitel widmet sich »Leuten aus Hamburg«, die eine besondere Beziehung zur Innenstadt hatten. Der Leser erfährt etwa, dass der Philosoph Arthur Schopenhauer einen Teil seiner Kindheit und Jugend in Hamburg verbrachte. Er lebte am Neuen Wandrahm 92 auf dem Gebiet der heutigen Speicherstadt, wo sein an Depressionen leidender Vater 1805 in ein Fleet stürzte und starb.

Nicht zuletzt hält Autor Jörn Tietgen viele Tipps für ausgewählte Restaurants, Kneipen, Geschäfte und Hotels bereit - sowie für kulturelle und soziale Institutionen. Ergänzt wird der Band durch eine Chronik und eine Literaturliste. Insgesamt ein spannender Reiseführer - nicht nur für Touristen!

Jörn Tietgen: Hamburgbuch. Altstadt, Neustadt, HafenCity, Hamburg, Junius-Verlag 2014, 224 Seiten, 16,80 Euro

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal