Niedlicher Deichbauer, gefährliche Landplage

Die Rückkehr der Biber macht Landwirten und Deichschützern das Leben schwer - Biber-Manager sollen vermitteln

  • Gudrun Janicke
  • Lesedauer: 3 Min.
Biber haben es schwer: Ihr Treiben als flinke Baumeister wird argwöhnisch beäugt. Dafür gibt es selten Beifall. In Brandenburg wollen einige dem Nager am liebsten an den Kragen.

Gefällte Bäume, Burgen, Dämme - damit machen sich die unter Schutz stehenden Biber so manche Feinde - bei den Menschen. Die größten Konflikte in Deutschland im Zusammenleben von Mensch und Tier gibt es derzeit in der Oder-Region. In denen sollen ab Herbst vom Land eingesetzte Biber-Manager vermitteln.

»Das ist möglich«, sagt der Bayer Peter Martin, der seit 2002 in seiner Heimat im Landkreis München diesen Job macht. Der 67-Jährige verhandelt mit Freund und Feind des Bibers. Erfolgreich sind auch Biberbetreuer in Sachsen unterwegs.

Kritiker im Oderbruch beklagen vor allem, dass wegen der Biber Felder unter Wasser stehend und die Keller der Häuser volllaufen. Regelmäßig bei Hochwasser werden ihnen auch Deichschäden zugeschrieben.

In den Bundesländern im Osten leben rund 10 000 Exemplare der Unterart Elbe-Biber (Castor fiber albicus). Vor 100 Jahren waren die Tiere fast ausgestorben: Fleisch und Fell waren begehrt. Einem Drüsensekret wurde zudem potenzsteigernde Wirkung zugeschrieben. Inzwischen ist der Bestand aber stabil - auch weil der Biber unter Schutz steht.

»Biber sind einfach eine Landplage«, sagt der Geschäftsführer des Brandenburger Bauernbundes, Reinhard Jung. Millionenschäden müssten verkraftet werden, denn mit ihren scharfen Zähnen könnten die Nagetiere dicke Bäume fällen, Straßen unterhöhlen, Abflüsse verstopfen oder Deiche durchlöchern.

Brandenburg will nun in Brüssel prüfen lassen, ob der Schutzstatus reduziert werden kann. Nach einer Verordnung erhalten jetzt Gewässererhaltungsverbände 300 000 Euro für die Sicherung von Deichen. Auch dürfen Tiere in Einzelfällen gefangen oder gejagt werden.

Aus Sicht des Landesjagdverbandes lässt sich die Population gut über das Jagdrecht regulieren. »Ortsansässige Jäger kennen die Gegebenheit am besten«, sagt Geschäftsführer Georg Baumann. Der Landkreis Märkisch-Oderland will Gebiete ausweisen, in denen Biber nichts zu suchen haben. Sie sollen umgesiedelt oder - wenn nötig - getötet werden.

Jenseits der Grenze, in Polen, ist der unter Schutz stehende Biber nicht zum Abschuss freigegeben. Sehr zum Unwillen der Landwirte ist die Zahl der Tiere von 100 Exemplaren in den 1950er Jahren auf 90 000 gestiegen.

Naturschützer nehmen den Biber in Schutz. die Nager seien nützlich für den Natur- und Artenschutz. »Es muss mehr aufgeklärt und beraten werden«, sagt die Geschäftsführerin des Brandenburger Naturschutzbundes, Christiane Schröder. Für manche Schäden seien auch nicht unbedingt die Biber verantwortlich.

Peter Martin, in dessen Revier 50 Biberfamilien leben, glaub, dass Manager helfen können. »Nur ganz wenige Biber machen Ärger. Dann muss der Konflikt gelöst werden.« Zuletzt musste in seiner Region 2013 eine vierköpfige Biberfamilie getötet werden, weil deren Damm eine Tankstelle bedrohte. dpa/nd

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