Werbung

50 rassistische Attacken

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.
Anders als im Vorjahr lassen sich keine Schwerpunkte rassistischer Gewalt mehr ausmachen. Das Land Brandenburg sei flächendeckend betroffen, stellt der Verein Opferperspektive fest.

In Hennigsdorf greift ein Mann zwei Asylbewerber mit einer abgeschlagenen Bierflasche an, fügt einem der beiden eine tiefe Schnittwunde nahe der Halsschlagader zu und verletzt auch den anderen schwer. In Frankfurt (Oder) wird eine Gruppe syrischer Flüchtlinge zwei Stunden lang durch die Stadt gejagt und zusammengeschlagen. Flüchtlinge in Wriezen werden aus einem Auto heraus mit Flaschen beworfen. In Cottbus rammt ein Mann einer schwangeren Frau aus Tschetschenien mehrmals einen Einkaufswagen in den Bauch...

»Das ist nur eine Auswahl der Angriffe der letzten Monate«, erklärt der Verein Opferperspektive. Er zählte von Januar bis Ende Juli 88 rechte Attacken im Land Brandenburg, davon 50 mit rassistischen Tatmotiven. Damit sei schon innerhalb von sieben Monaten das Niveau des gesamten Vorjahres erreicht, als die Opferperspektive von 92 Angriffen Kenntnis erhielt.

Die Schwelle zur Gewalt sei wahrnehmbar gesunken, heißt es. Die Opferperspektive registrierte allein 37 gefährliche und 24 einfache Körperverletzungen, außerdem Bedrohungen, Sachbeschädigungen und Brandstiftungen. Von einer hohen Dunkelziffer sei auszugehen, so die Opferperspektive.

»Die Lage ist alarmierend«, sagte Vereinsgeschäftsführerin Judith Porath. »Anders als im Vorjahr lassen sich keine regionalen Schwerpunkte mehr ausmachen, denn die rassistischen Angriffe werden flächendeckend in Brandenburg verübt.« Die Opferperspektive führt die schlimme Entwicklung auf eine »massive Mobilisierung gegen Flüchtlinge« in Politik, Medien und Internet zurück. »Zeigen Politiker auch noch Verständnis für die ›diffusen Ängste und Sorgen‹ von Rassisten und fordern mehr Maßnahmen zur Abschreckung von Flüchtlingen, erinnert uns das an die verheerende ›Das Boot ist voll‹-Rhetorik der 1990er Jahre«, bemerkte Porath. »Es ist unerträglich, wenn Politiker Flüchtlinge verunglimpfen und ihnen massenhaften Asylmissbrauch unterstellen und damit Sozialneid schüren, denn die rassistischen Täter fühlen sich dadurch in ihren Vorurteilen bestärkt.«

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.