Belohnung für Pfusch
René Heilig zum jüngsten Auftrag an Waffenhersteller Heckler&Koch
Auch dieser Vergleich hinkt. Sicher, dennoch stelle man sich vor, dass eines der gerade so florierenden Busunternehmen Fahrzeuge bestellt hat, bei denen nach 50 Kilometern regelmäßig die Lenkung blockiert. Was also macht das Unternehmen? Nachbesserung und Regress fordern? Na ja. Erstens bestreitet der Hersteller, Pfusch produziert zu haben. Zweitens sieht der Kaufvertrag keine Haftung vor. Ergo: Das Busunternehmen kauft neue Busse. Beim selben Hersteller, kurzfristig. Als Interimslösung vor einem neuen Großauftrag. Unsinn? Ja, aber genau so handelt das Verteidigungsministerium. Zu Belohnung dafür, dass das G36-Sturmgewehr von Heckler&Koch im Einsatz offenbar nicht geradeaus schießt, bestellt man 600 Sturmgewehre vom Typ G27P. Bei Heckler&Koch. Als »einsatzbedingten Sofortbedarf«, für 18 Millionen Euro. Dabei steht die »Überprüfung der Präzisionsforderungen« noch aus. Immerhin, das mit der Überprüfung ist neu. Beim G36 sparte man sich das weitgehend oder überließ die Qualitätskontrolle dem Hersteller.
Anfang September beginnen im Bundestag wieder Etatberatungen. Es steht zu befürchten, dass man den Steuerzahlern demnächst auch für andere, weitaus gewichtigere, aber ebenso fragwürdige Rüstungsprojekte mehr Geld aus der Tasche zieht. Schuld ist wieder einmal - »der Russe«.
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