Große Ziele mit einem »geilen Klub«

In Sascha Lewandowski glaubt der 1. FC Union Berlin den perfekten neuen Trainer gefunden zu haben

Nur zwei Tage nach der Entlassung von Trainer Norbert Düwel präsentierte der 1. FC Union Berlin dessen Nachfolger. Diesmal ist es ein Coach mit mehr Erfahrung. Dieser freut sich auf seinen Verein.

Um die jüngere Vergangenheit macht Dirk Zingler am Mittwoch einen Bogen. Nur auf Nachfrage bedankt sich der Präsident des 1. FC Union Berlin kurz und trocken bei Norbert Düwel, dem am Montag entlassenen Trainer. Die Zukunft soll das bestimmende Thema sein - und die steht neben Zingler und trägt den Namen Sascha Lewandowski. Der 43-Jährige wird als neuer Chefcoach vorgestellt.

Derartige Präsentationstermine waren beim Zweitligisten aus Köpenick lange Zeit nicht nötig. Bis 2014 hatte Uwe Neuhaus hier sieben Jahre als Trainer gearbeitet. Nun vergingen gerade mal 16 Monate. Damals wollte der Verein den großen Umbruch und gab ein entsprechendes Bild ab. Im Mai 2014 sprach Zingler ebenfalls fast nur von der Zukunft, die schon wieder Vergangenheit ist - Norbert Düwel stand neben ihm. Unions Präsident trug Anzug und Krawatte, Düwel und Klubsprecher Christian Arbeit ließen nur die Krawatte weg. Ganz feierlich sollte eine neue Ära eingeleitet werden, die in absehbarer Zeit den Aufstieg in die 1. Bundesliga vorsieht.

Die Ziele sind geblieben. Das Bild am Mittwoch ist ein anderes. Der Präsident ließ die Krawatte weg, Trainer und Klubsprecher Arbeit gleich den Anzug - Hemd und Jeans reichen. Da der Verein diesmal keinen Umbruch, sondern laut Zingler »eine notwendige Korrektur« bekanntgibt, spricht fast nur der Neue. Und das frei, sicher, selbstbewusst und mit viel Humor.

Bei Fragen zur jüngeren sportlichen Vergangenheit seines neuen Vereins hält sich aber auch Lewandowski kurz - »aus Respekt gegenüber seinem Vorgänger.« Über die Geschichte des Vereins, die er von nun an mitbestimmt, spricht er gern. »Der 1. FC Union ist schon lange ein geiler Klub. Was der Verein verkörpert, ist mir sehr nah«, sagt Lewandowski. Aber allein deshalb ist er nicht nach Berlin gekommen. Sondern weil der Verein »jetzt auch sportlich interessante Ziele hat.« Platz eins bis sechs hatte der Verein vor Saisonbeginn als Vorgabe ausgegeben.

Diese sportliche Entwicklung wurde Düwel nicht mehr zugetraut. Für Lewandowski ist sie Mindestanspruch, den ein Zweitligist haben muss, um als Trainer anzuheuern. Ob seiner Vita wurde er auch von Erstligisten umworben. 2013 führte er Bayer Leverkusen zusammen mit Sami Hyppiä als Meisterschaftsdritter in die Champions League. Danach wechselte er als Nachwuchskoordinator wieder in die Jugendabteilung des Vereins, in der er zuvor schon fünf Jahre erfolgreich als Trainer gearbeitet hatte. Als Hyppiä im April 2014 entlassen wurde, übernahm Lewandowksi die Werkself noch einmal für fünf Spiele - und sicherte erneut die Qualifikation zur Champions League. Seine Erstligabilanz: 45 Spiele, 27 Siege.

Von all dem, über sich und den Fußball, den er spielen lassen will (»aktiver und vorwärts verteidigen, um dem Gegner im Mittelfeld weniger Platz zu bieten«, »offensiv variabler«) berichtet Sascha Lewandowski bescheiden. »Der perfekte Trainer«, sagt Dirk Zingler, »für unsere Ziele.« Wohl auch in der Hoffnung, den nächsten Präsentationstermin dieser Art nicht so schnell wieder erleben zu müssen.

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