Oben Abgas, unten Bio

Andreas Fritsche über den seltsamen Neubau

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Eine Anwohnerin glaubte, es sei ein Pulverfass explodiert, als sie am Mittwochabend einen Höllenlärm vernahm. Doch der Krach rührte her von einem Feuerwerk, das eine Handelskette zur Neueröffnung einer futuristischen Kaufhalle am Arnimplatz steigen ließ.

Was benötigt Prenzlauer Berg dringender: Grünflächen, Parkplätze, Bioläden oder Wohnungen? Die Handelskette entschied sich für 80 Pkw-Stellplätze auf dem Dach der neuen Lebensmittelfiliale, statt Wohnungen aufzustocken, wie es das Bezirksamt gern gesehen hätte. Und es stehen nun extra für die Anwohnerschaft viele Bioprodukte und teure Schweinenackensteaks in den Regalen. Obwohl in der Nähe ein Geschäft für vegane Ernährung, ein Biosupermarkt, ein Reformhaus und ein Wochenmarkt Konkurrenz machen. An den Kassen der alten Kaufhalle an dieser Stelle hatte es allerdings oft lange Schlangen gegeben, so dass ein großzügiger Neubau durchaus seine Berechtigung hat. Und so absurd es klingt, wenn Kunden, die zu Fuß hinschlendern könnten, mit ihrem Auto die Luft verpesten, um gesundes Gemüse einzuladen - wirtschaftlich lässt sich der Service eines Kundenparkhauses immerhin nachvollziehen. Schon der alte Parkplatz zu ebener Erde war schließlich oft so voll, dass rücksichtslose Fahrzeughalter die Rampe für die Rollstuhlfahrer und die Kinderwagen zustellten.

Aber warum es obendrauf gar kein Stockwerk mit Wohnungen gibt, so wie bei dem Discountmarkt an der Bornholmer Straße, das ist unverständlich. Zumal beispielsweise die Kleingartenanlagen Bornholm I und II fürchten müssen, in ein paar Jahren dem Wohnungsbau geopfert zu werden.

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