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Donald Trump in der Kritik

Zweite Fernsehdebatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber in den USA

  • Max Böhnel, New York
  • Lesedauer: 3 Min.
Donald Trump musste in der zweiten TV-Debatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber harsche Kritik einstecken.

Standen die vergangenen Wochen ganz im Zeichen von Spitzenreiter Donald Trump, so vermochten sich in der zweiten Fernsehdebatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber einige Kandidaten wenigstens in Erinnerung zu rufen. An vorderster Stelle stand dabei die einstige Topmanagerin des Computerherstellers Hewlett-Packard Carly Fiorina - mit einer verbalen Ohrfeige für Trump. »Schauen Sie sich doch das Gesicht an!«, war sie von dem schrillen Milliardär kürzlich beleidigt worden. Seinen Versuch, die Bemerkung abzuschwächen, ließ die einzige Frau im Vorwahlkampf der Republikaner nicht zu. »Ich glaube, Frauen im ganzen Land haben sehr genau gehört, was Herr Trump gesagt hat«, konterte sie. Zum ersten Mal schien Trump kurz sprachlos. Fiorina habe »ein schönes Gesicht, sie ist eine schöne Frau«, sagte er verschämt.

Auch mit ihren außenpolitischen Vorstellungen sorgte Fiorina für Aufmerksamkeit. Im Gegensatz zu Trump, der behauptete, als Präsident mit jedem reden zu wollen, vertrat sie eine harte Konfrontationslinie. Sie werde den Atomvertrag mit Iran kündigen und mit Putin »nicht reden«. An ihrem ersten Amtstag werde sie bei ihrem »guten Freund Bibi Netanjahu« anrufen. Sie werde Polen und das Baltikum aufrüsten sowie »Tausende zusätzliche« USA-Soldaten in Deutschland stationieren. Auch andere Kandidaten versuchten, Trump außenpolitisch von rechts anzugreifen. Nicht nur Iran und Russland, auch Syriens Assad-Regime oder Nordkorea müssten die Peitsche Washingtons, wenn nötig im Alleingang, zu spüren bekommen.

Im August hatte Trump die Debatte auf dem rechten TV-Sender Fox dominiert. Dieses Mal gelang es mehreren Kandidaten, mit persönlichen Geschichten zu punkten. Jeb Bush etwa erzählte, vor 40 Jahren habe er gekifft. John Kasich plädierte für Mutter Theresa auf dem 10-Dollar-Schein. Carly Fiorina berichtete, sie und ihr Mann hätten ihr Kind an die Drogen verloren.

Beim Thema Einwanderungspolitik waren die »moderaten« Republikaner in der Minderheit. Mit Ausnahme von Bush und Senator Marco Rubio aus Florida, die auf die Stimmen von Einwanderern setzen, sprachen sich die Kandidaten für strengere Maßnahmen gegen Immigranten ohne Dokumente und für die Verschärfung des Grenzregimes aus. Sie folgten dabei Donald Trump, der immer wieder mit rassistischen Äußerungen gegen Einwanderer und Mexikaner von sich reden macht. Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Texas am Montag hatte er sich beschwert, die Vereinigten Staaten seien »eine Deponie für den Rest der Welt«. Zuwanderer würden sich mit Geburten ihrer Kinder in den USA die Staatsbürgerschaft erschleichen. »Es ist ekelerregend, was in unserem Land geschieht«, sagte er unter Applaus.

Erneut wirkte Jeb Bush, der Mann des Parteiestablishments, verhalten. Obwohl er Trump mehrmals attackierte, geriet er wieder in die Defensive. Der desaströse Irak-Krieg unter seinem Bruder George W. Bush wirft weiterhin Schatten auf ihn. Auch der pensionierte Neurochirurg Ben Carson - in Umfragen vor der Debatte an zweiter Stelle hinter Trump - blieb blass. Klima-, Lohn- und Sozialpolitik spielten in der Debatte keine Rolle, bis auf einen Ausnahme. Alle Kandidaten wollen der Familienplanungsorganisation »Planned Parenthood« die Mittel streichen.

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