Eisenharte Parkbänke mit traumhaftem Havelblick

Die Anlagen um Schloss Babelsberg gleichen einer Großbaustelle - doch auch im Kleinen tut sich was

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Schlosspark Babelsberg steht zu Unrecht im Schatten von Sanssouci. Das neogotische Schloss an der Havel wird derzeit umfassend saniert, die Gartenanlagen erhalten ihren früheren Charme zurück.

Der Schlosspark Babelsberg gleicht derzeit einem Maulwurfshügel. Rund um das Schloss, das seit längerer Zeit von Gerüsten und Planen verhüllt ist, stößt man weiträumig auf Absperrgitter, Gräben durchziehen die Wiesen, es rumoren schwere Maschinen. Dennoch versteht man sofort, wenn Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, schwärmt: »Der Babelsberger Park ist ein herausragendes Gartenbaukunstwerk, das zu Unrecht im Schatten von Sanssouci und den anderen Anlagen der Potsdamer Kulturlandschaft steht. Nicht ohne Grund gehört er seit 25 Jahren zum Unesco-Kulturerbe.« Selbst als Baustelle bietet die Schlossterrasse einen atemberaubenden Blick über die Havel auf Potsdam und die Glienicker Brücke.

Neben dem Haupteingang des wegen der laufenden Generalsanierung geschlossenen Schlosses hat Dorgerloh am Dienstag ein Kleinod der Öffentlichkeit übergeben, das manchem Besucher wohl erst auf den zweiten Blick auffällt: Vier filigrane, gusseiserne Parkbänke im neogotischen Stil sind an den Ort zurückgekehrt, an dem sie rund hundert Jahre gestanden hatten, bis sie in der Nachkriegszeit wegen schwerer Schäden im Depot verschwanden. Dorgerloh präsentierte das ursprünglich während der Erweiterung von Schloss und Park 1844 bis 1849 unter Ludwig Persius und Johann Heinrich Strack entstandene Parkmöbel im Beisein des Managers Tobias Bachmüller. Bachmüller ist Geschäftsführender Gesellschafter des in Babelsberg ansässigen Fruchtgummi-Herstellers »Katjes«, der im Babelsberger Park schon zum zweiten Mal als Sponsor in Erscheinung tritt. Gemeinsam setzten sich Schlösserchef und Bonbonfabrikant auf das originalgetreu in schlichtem Hellgrau lackierte Gestühl und priesen den Blick auf den sprudelnden künstlichen Geysir am Havelufer, für dessen vor wenigen Monaten erfolgte Wiederbelebung der Fruchtgummiproduzent ebenfalls in die Spendierhosen geschlüpft war.

Nur eine der vier Bänke ist im Original erhalten. Für Mittel aus dem laufenden Masterplan wurde das stark beschädigte Meisterwerk der Eisengusskunst zerlegt, gereinigt, repariert und - wo nötig - ergänzt. Der Sponsor stellte Geld dafür zur Verfügung, dass von den Einzelteilen Gussformen genommen und in einer Gießerei im fränkischen Kronach die Teile für drei weitere Bänke nachgegossen werden konnten.

Martin Engel vom Fachbereich Metallrestauration der Schlösserstiftung wies darauf hin, dass man für die Neuanfertigungen eine etwas elastischere Eisenlegierung verwendet habe, um Beschädigungen vorzubeugen. »Auf alten Fotos sieht man übrigens insgesamt acht dieser Parkbänke auf den Terrassen vor dem Schloss. Die Gussformen geben uns die Möglichkeit, auch die noch fehlenden Stücke nachzufertigen, wenn die Mittel dafür da sind«, sagte er.

Die Anlage von Schloss und Park Babelsberg war als Sommersitz des Prinzen Wilhelm - der spätere deutsche Kaiser - und seiner Frau Augusta gedacht. Erbaut wurde das Schloss ab 1835 im englischen Tudorstil nach Plänen von Schinkel und dann mehrfach erweitert. Den Landschaftspark legte Peter Joseph Lenné 1833 an, erweitert und gestalterisch geprägt hat ihn Fürst Pückler-Muskau zwischen 1842 und 1864. Krieg und Nachkrieg, vor allem auch der Bau der Grenzanlagen ab 1961 haben dem Areal arg zugesetzt. Seit 2013 erfolgt für 9,7 Millionen Euro die Generalsanierung des Schlosses. Im ersten Abschnitt werden zunächst die gesamte Außenhülle des Schlosses und alle Außenbauteile mit den sich anschließenden fünf Terrassen instand gesetzt. Gerüste und Planen am Schloss sollen laut Dorgerloh in zwei Wochen fallen.

Im umgebenden Parkareal wird bis 2016 das mit Havelwasser gespeiste Brauchwassernetz des Parks erneuert. Damit verbunden ist die schrittweise Wiederherstellung der ursprünglich von Lenné und Pückler angelegten künstlichen Wasserläufe, Fontänen und Wasserfälle. Oberhalb der einstigen Schlossküche wird derzeit Pücklers »Schwarzes Meer«, ein idyllischer Schlossteich, von Grund auf erneuert und bis 2016 wieder befüllt.

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