»Eher gute« Noten für Landesregierung

Laut Umfrage sind die meisten Menschen in Mecklenburg-Vorpommern zufrieden - LINKE bezweifelt Aussagekraft

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Ein Jahr vor der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern hat eine Umfrage für die SPD/CDU-Landesregierung günstige Ergebnisse gebracht. Die LINKE sieht jedoch »viele Suggestivfragen« gestellt.

Schwerin. Die Einwohner Mecklenburg-Vorpommerns fühlen sich in ihrer Heimat wohl wie nie. Sie sehen das Land auf einem guten Weg, beklagen 25 Jahre nach der Einheit aber auch noch deutliche Gerechtigkeitslücken zum Westen. Vor allem bei Löhnen und Renten wünschen sich die Menschen eine raschere Angleichung, geht aus einer repräsentativen Meinungsumfrage hervor, deren Ergebnisse in Schwerin vorgestellt wurden. Im Auftrag der Staatskanzlei hatte das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid Mitte September Telefoninterviews mit 1000 Bürgern des Landes geführt. Die Studie kostete rund 41 000 Euro.

Die Demoskopen ermittelten dabei auch Bestwerte für die Landesregierung: 70 Prozent der Befragten bescheinigten der SPD/CDU-Koalition unter Führung von Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) trotz weiterhin bestehender Probleme am Arbeitsmarkt und Rückständen in der Wirtschaftsentwicklung eine »eher gute« Arbeit. Das waren sechs Prozentpunkte mehr als bei der Befragung 2014 und der bislang höchste Umfragewert.

Linksfraktionschef Helmut Holter beklagte »viele Suggestivfragen«. Deshalb sei die Aussagekraft der Umfrage mit Vorsicht zu genießen. Doch würden bei aller Freude über das Erreichte auch Sorgen der Menschen erkennbar. »Auffallend ist die schlechte Bewertung der Arbeitsmarktpolitik der Landesregierung. Das verwundert nicht, da die langzeitarbeitslosen Menschen im Land seit Jahren vergeblich auf einen sozialen Arbeitsmarkt warten, eine Chance, ihre und die Existenz ihrer Familien durch Beschäftigung zu sichern«, erklärte Holter.

Klaus-Peter Schöppner von TNS Emnid erklärte bei der Präsentation: »Ich habe es noch nie erlebt, dass sich ein Kabinett so entspannt zurücklehnen konnte bei der Präsentation der Ergebnisse.« Nach seiner Einschätzung findet bundesweit derzeit keine andere Landesregierung so breiten Rückhalt in der Bevölkerung. »Sie macht mehr Bürger- als Parteipolitik. Das honorieren die Menschen.« Allerdings vereinten beide Parteien auch fast 60 Prozent der Wähler hinter sich, sagte Schöppner weiter.

Regierungssprecher Andreas Timm äußerte sich zufrieden. »Es ist schön, dass es so positive Bewertungen gibt. Die Umfrage zeigt aber auch, dass noch wichtige Aufgaben vor uns liegen«, sagte er. Nach Meinung der Befragten hat die Landesregierung insbesondere für gute Schulen, die Schaffung zukunftsfähiger Arbeitsplätze, sicheren Schutz vor Kriminalität, eine gesunde Umwelt, eine gute Kinderbetreuung und solide Finanzen zu sorgen. Die sogenannte Sonntagsfrage nach der Parteienpräferenz der Wähler wurde nicht gestellt.

In der Umfrage bescheinigten 94 Prozent der Befragten Mecklenburg-Vorpommern, sich seit Landesgründung 1990 gut oder sogar sehr gut entwickelt zu haben. 95 Prozent stellten fest, dass es sich im Land gut oder sehr gut leben lässt. Nach Angaben Schöppners waren auch dies die höchsten bislang ermittelten Zustimmungsraten.

Regional hätten sich die Ergebnisse zwischen Mecklenburg und Vorpommern kaum unterschieden, erläuterte Schöppner. 90 Prozent aller Befragten waren der Meinung, dass die Menschen des Landes »ein bisschen stolz« sein könnten auf das bisher Erreichte. »Dieses Ergebnis übertrifft sogar noch den schon sprichwörtlichen Sachsenstolz«, sagte Schöppner.

Für eine klare Mehrheit der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern ist die Deutsche Einheit mit deutlich mehr Vor- als Nachteilen verbunden. Dennoch fällt das Urteil zu den Folgen der Vereinigung und zum Zusammenwachsen von Ost und West differenziert aus. Das reichhaltige Warenangebot, Reise- und Meinungsfreiheit, freie Wahlen und Medienvielfalt werde als elementare Errungenschaften gewürdigt. Die stärkeren sozialen Unterschiede werden allerdings kritisch gesehen. Ost und West sind sich im Urteil der Menschen zwar deutlich näher gekommen, für 90 Prozent der Befragten ist die Ost-West-Angleichung aber längst nicht abgeschlossen. Das betrifft insbesondere die Höhe der Einkommen und Renten, die Wirtschaftskraft und die Zukunftsperspektiven. dpa/nd

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