Mühlenfeld: BER rechnet sich

Flughafen will in zehn Jahren beginnen, seine Schulden zurückzuzahlen

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.
Falls der BER je eröffnet werden kann - ein Drehkreuz wird er nicht. Trotzdem kann er weiter wachsen, sagt der Flughafenchef.

Drei bis vier Monate beträgt der Rückstand bei der Sanierung des BER-Terminals. Davon, dass dieser noch aufgeholt werden kann, geht Flughafenchef Karsten Mühlenfeld nicht aus. Dies sei kaum möglich, »aber wir wollen ihn wenigstens halten«, sagte er am Donnerstag vor Berliner Unternehmern. Grund für die Verzögerung sei nicht nur die Imtech-Pleite, sondern auch die hohe Zahl von Fehlern, auf die man noch gestoßen sei, nämlich 13 000. Deshalb seien auch die Nachträge zur Baugenehmigung umfangreicher als erwartet ausgefallen, und deren Prüfung braucht Zeit. Erst wenn alles vom Bauordnungsamt genehmigt sei, könne auch gebaut werden, schob er die Verantwortung ein wenig nach Brandenburg weiter.

Den Misstrauischen im Publikum, die eher von einer Eröffnung 2018 ausgehen, hielt Mühlenfeld entgegen, dass es nach »derzeitigen Plänen« mit dem zweiten Halbjahr 2017 noch klappen könne. Aber natürlich sei es möglich, dass die Tests vor Inbetriebnahme - mit dem Test der Entrauchungsanlage - »noch Überraschungen bergen«.

Dass der Flughafen ein finanzieller Flop wird, glaubt Mühlenfeld nicht. »Ab 2020 können wir uns selber finanzieren, ab Mitte der 20er Jahre werden wir in der Lage sein, unsere Schulden zurückzuzahlen.« Die Fertigstellung des Flughafens koste 5,4 Milliarden Euro, Zinsen plus avisierten Erweiterungen kämen obendrauf.

An der Refinanzierung des Flughafens werden Fluggesellschaften wie Passagiere beteiligt. »Unsere Gebühren werden steigen, wenn wir den BER eröffnen«, kündigte Mühlenfeld an. In Schönefeld und Tegel seien sie bisher niedrig, mit dem BER werde man unter die Top Drei in Deutschland kommen. Die Passagiere sollen ihr Geld vor allem im Shoppingbereich lassen, der etwa doppelt so groß ausfällt wie in den beiden Altflughäfen zusammen. Dort seien die Umsätze gering, weil die Fluggäste dran vorbeilaufen können. Das wird im BER anders sein. Und anders als der Senat hofft Mühlenfeld, dass möglichst viele mit dem Auto zum Flughafen kommen. Denn dann kann er mehr Parkgebühren kassieren.

Aus dem Stadtzentrum sei der Flughafen aber schlecht zu erreichen, beklagte der Flughafenchef. Auf der Stadtautobahn sei meist Stau, ebenso auf dem Tempelhofer Damm, für den sich Mühlenfeld einen vierspurigen Ausbau wünscht. Besser sei die Anbindung mit der Bahn, wenn auch der Ausbau der Dresdner Bahn auf sich warten lasse. Mühlenfeld kann sich auch einen Abzweig der S-Bahnlinie S 2 zum Flughafen vorstellen.

Von den Drehkreuz-Ambitionen hat sich der Flughafen verabschiedet. Dafür gebe es auch zu wenig Business-Class-Passagiere in Berlin, so Mühlenfeld. Der Flughafen setzt auf Billigflieger wie Ryanair und Easyjet. Auch ohne Drehkreuz könne man wachsen. Bis 2023 rechnet Mühlenfeld mit einem Anstieg der Passagierzahlen von 28 Millionen auf 40 Millionen. Aber auch 50 Millionen, die zehn Jahre später erreicht sein könnten, werde man »locker« mit zwei Startbahnen bewältigen. Doch das BER-Terminal kann anfangs maximal 27 Millionen verkraften. Deshalb wird Schönefeld-Alt noch fünf Jahre länger betrieben und für 17 Millionen Euro fit gemacht. Das Terminal B wird erweitert und ein Terminal für Ryanair neu gebaut. Mit einer Kapazität von zehn Millionen Passagieren sei Schönefeld dann so groß wie Köln/Bonn, so Mühlenfeld. Außerdem soll bis 2019 am BER in Verlängerung von Pier Nord ein neues Terminal für Billig-Airlines entstehen. Denn nach Leipzig will Mühlenfeld keine Fluggäste abgeben. Der Flughafen dort habe ohnehin nur eine freie Kapazität von zwei Millionen Passagieren.

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