Jubel in der Nachspielzeit

1. FC Union Berlin erzwingt 3:3-Unentschieden im Klassiker gegen den FC St. Pauli

  • Matthias Koch
  • Lesedauer: 3 Min.
Union Berlin bleibt nach dem spannenden Spiel gegen St. Pauli im unteren Tabellendrittel hängen. Durch den Ausgleich mit der letzten Aktion des Spiels nimmt die Elf aber zumindest ein Erfolgserlebnis mit.

Robin Himmelmann ging nachdenklich vom Platz. Der Torhüter des Zweitligisten FC St. Pauli machte nach dem spannenden 3:3-Unentschieden beim 1. FC Union Berlin aber einen gefassten Eindruck. Im Mittelpunkt der Fragen der Medienvertreter standen nicht seine tollen Paraden im zweiten Abschnitt. Er musste vor allem Auskunft über das kuriose Gegentor zum 1:1 (42.) geben, bei dem er eine eigentlich harmlose Flanke von Eroll Zejnullahu zu dessen erstem Zweitligator ins Netz rutschen ließ. »Das sieht natürlich doof aus. Na klar, kann man den Ball halten«, gab Himmelmann zu.

Schon am 20. März 2015 beim letzten Auftritt der Kiezkicker in Berlin hatte Himmelmann ein ähnliches »Ei« kassiert. Damals war das 1:0-Siegtor Unions durch Sebastian Polter gefallen, als Himmelmann bei einem Rückpass durch einen Platzfehler der Ball versprang. Himmelmann hat aber keine Bedenken, sich auch in den nächsten Jahren in Auswärtsspielen bei Union in den Kasten zu stellen. »Die Tore sind ja nicht beide gleich gefallen. Der Maulwurf hat diesmal den Kopf eingezogen«, sagte Himmelmann. »Der Treffer in der letzten Saison war deutlich tragischer.«

St. Pauli hatte in Berlin eigentlich sein Revier abgesteckt. Zum einen hinterließen schon lange vor dem Anpfiff Vertreter der Fangruppierung »Warriorz« ihren Schriftzug am zukünftigen Fanhaus, am Haupteingang und auf der Rückseite des früheren Kabinentraktes. Zum anderen waren die Spieler des FC St. Pauli sportlich mehrfach in Vorhand. Nach dem 1:0 durch Waldemar Sobota (22.) und dem 3:2 durch Jeremy Dudziak (72.) schienen die Hamburger auf der Siegerstraße zu sein. Doch am Ende waren sie die Angeschmierten, im doppelten Sinn.

Union-Ultras, die offensichtlich für den Fall des Falles immer Farbe dabei haben, übertünchten die Malereien der »Warriorz« mit weißer Farbe. Und auch die Berliner Mannschaft konnte Unzulänglichkeiten in der Defensive, die auch beim 2:2 durch Marc Hornschuh (54.) zu beobachten waren, halbwegs erfolgreich kaschieren.

Aus dem Nichts holte Union zunächst eine 2:1-Pausenführung heraus. Neben Zejnullahu schlug auch noch Maximilian Thiel (45.) zu, der einen überraschenden Ballgewinn von Michael Parensen krönte. Im Alles oder Nichts in der Schlussphase der Partie reichte es sogar noch zum 3:3-Ausgleich durch Benjamin Kessel. Der aufgerückte Verteidiger ließ in der dritte Minute der Nachspielzeit die Alte Försterei beben. Die Union-Fans unter den 22 012 Besuchern - nach der Erhöhung der Stehplatzkapazität zu Saisonbeginn eine Rekordmarke bei Fußballspielen für das seit 1920 genutzte Areal - tobten.

»Momentan kassieren wir einfache Gegentore, diesmal drei, die absolut vermeidbar waren«, sagte Torschütze Kessel. »Was aber zählt, ist der Punktgewinn in der letzten Sekunde. Ich hoffe, dass das bei der Mannschaft Kräfte freisetzt.«

Union-Trainer Sascha Lewandowski warnte unterdessen vor der nächsten Heimpartie am Sonnabend gegen den SC Paderborn allerdings vor Selbstzufriedenheit. »Um Spiele zu gewinnen, braucht man defensiv eine ganz andere Konsequenz«, sagte der 44-Jährige. In elf Partien kassierten die Berliner bereits 20 Gegentore.

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