Vom Zollstock zum Klappmeter
Wie eine Erfindung aus der Pfalz die Welt eroberte
Von einer kleinen Werkstatt in Maikammer im Landkreis Südliche Weinstraße (Rheinland-Pfalz) zur Weltausstellung nach Paris: Anton und Franz Ullrich hatten einen langen Weg vor sich, bis sie mit der Erfindung des Zollstocks einen Welterfolg landeten. Aus dem väterlichen Landhandel machten die Brüder zunächst eine kleine Werkstatt zur Gelenkmaßproduktion. Wenig später gründeten sie die erste »Meterfabrik« Deutschlands. »Anton war eher der Tüftler, sein Bruder der Geschäftsmann«, erzählt Judith Ziegler-Schwaab. Die Journalistin hat sich über viele Jahre mit der Geschichte der Brüder und deren Erfindung - die nicht in der Maikammerer Ortschronik auftauchte - auseinandergesetzt.
30 Jahre lang hat Anton an einem einrastenden Federgelenk gearbeitet, das die Klappmeter so zusammenhält, dass sie auch in voller Länge starr gehalten werden können. 1886 ist es soweit: Die Brüder Ullrich lassen sich die »Neuerung an Gelenkmaßstäben mit Federsperrung« patentieren.
Drei Jahre später findet die Maikammerer Erfindung reißenden Absatz auf der Weltausstellung in Paris - jener berühmten Ausstellung, für die auch der Eiffelturm gebaut wurde. Der wirtschaftliche Erfolg für das einklappbare Metermaß lässt nicht lange auf sich warten, wie Ziegler-Schwaab beschreibt: Die Zahl der Aufträge schießt in die Höhe, das kleine Unternehmen muss expandieren. Noch im gleichen Jahr, 1889, gründet Gustav Ullrich, ein Sohn Franz Ullrichs, im südpfälzischen Annweiler am Trifels eine »Meterfabrik«. Aus ihr ging das Unternehmen Stabila hervor, das bis heute Klappmeter produziert.
Die Patentschrift und ein Ur-Zollstock - noch ohne Federgelenksperre - liegen heute im Safe des Unternehmens, sagt Ulrich Dähne, Geschäftsführer der Stabila Messgeräte Gustav Ullrich GmbH. Bis heute ist das Unternehmen im Besitz der Familie.
Bei Stabila arbeiten weltweit 500 Mitarbeiter, 300 davon am Firmensitz in Annweiler. Zu ihren Produkten gehören neben dem Klappmeter auch andere Messwerkzeuge wie die Wasserwaage sowie moderne Laser-Messtechnologie. Die Meterstäbe selbst werden seit 1993 in einer Zweigstelle in Tschechien hergestellt - heute mehr als zehn Millionen Stück pro Jahr. Bedruckt werden sie in Annweiler.
In seiner Urform ist der Klappmeter, wie man ihn heute kennt, erhalten geblieben. Er ist über die Jahrzehnte aber technisch verfeinert worden. »Der Einrastmechanismus wurde perfektioniert, sowie auch die Geradlinigkeit des zusammengeklappten Maßstabs auf der seitlichen Fläche«, erklärt Dähne. Mittlerweile habe das Unternehmen ein Kunststoffgelenk entwickelt, das es ermöglicht, die einzelnen kleinen Latten des Metermaßes noch enger zueinander zu bringen - was weitere Werbeaufdrucke ermöglicht. epd/nd
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