Heiß, heißer, Kabelschacht

MEINE SICHT

  • Sarah Liebigt
  • Lesedauer: 2 Min.

Gute Serien machen wie gute Computerspiele oder favorisierte AutorInnen: schnell süchtig. Oder abhängig. Das neueste Buch einer Lieblingsautorin kann ich zur Zeit genauso schwer weglegen, wie ich die Tweetdeck-Reihe zum Stichwort »BER« wegklicken kann. Denn Flughafenchef Karsten Mühlenfeld sollte am Mittwoch im Abgeordnetenhaus einen Überblick über den Stand der Arbeiten im neuen Hauptstadtflughafen geben. Wie es zum aktuellen mehrmonatigen Zeitverzug gekommen ist, wollten die Ausschussmitglieder wissen. Neben Mühlenfeld wollte der Ausschuss für Bauen und Verkehr auch Technikchef Jörg Marks und den Berliner Flughafenkoordinator Engelbert Lütke Daldrup anhören.

Freude! Glanz und Gloria! Endlich Aufklärung. Stoppt die Presse, loggt euch aus dem CMS aus, sperrt den Twittervogel ein!

Die Geladenen gaben heißeste Topnews zu Protokoll, wie: Es gibt am BER »kein generelles Problem, sondern nur sehr lokale Probleme«. Oder: »Wollen wir zum Winterflugplan 2017 in Betrieb gehen, müssen wir den genauen Termin September 2016 nennen.« Oder: »Die Kabeltrassen sind immer noch ein Problem.«

Wer nun ein Déjà vu erlebt, oder wieder lamentieren möchte über verpuffte Milliarden, unfähiges Personal, Korruptionsverdacht, Schandflecken im Märkischen Sand oder zu kurze Rolltreppen oder falsche Raumnummern oder fehlgepflanzte Bäume oder heiße Kabelschächte, der sei beruhigt. Wirklich. Der Herr Mühlenfeld weiß Bescheid. Halten Sie sich fest, liebe Leserinnen und Leser, denn: »Die Verzögerung ist kein Riesenproblem.«

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