»Heute freut sich keiner«

Der 1. FC Union Berlin verliert beim Remis gegen Arminia Bielefeld zwei wichtige Punkte

Nach zwei unterschiedlichen Halbzeiten trennt sich der 1. FC Union vor über 20000 Zuschauern nur 1:1 (1:0) von Bielefeld. Nach dem 16. Spieltag der 2. Bundesliga sind die ambitionierten Berliner und der Aufsteiger mit 17 Zählern weiterhin Tabellennachbarn – im Keller.

Geduld hatte Trainer Sascha Lewandowski vor dem Spiel am Sonnabend gefordert – von seinen Spielern und vom Publikum. Da aber der Gegner des 1. FC Union Berlin am 16. Spieltag der 2. Fußball-Bundesliga Arminia Bielefeld war, fragten sich nicht wenige: Wenn nicht jetzt, wann dann? Gegen den Aufsteiger sollte unbedingt der vierte Saisonsieg gelingen.

Über 20 000 waren wieder in die Alte Försterei gekommen. Für schnellen Unmut sind die Fans des Köpenicker Klubs sowieso nicht bekannt – sie sangen und feuerten ihre Mannschaft also an wie eh und je. Aber auch die Spieler zeigten keine Zurückhaltung. Von der ersten Minute an setzten sie den Gegner unter Druck und spielten nach vorn. Gleich zehnmal kamen die Berliner in der ersten Halbzeit gefährlich vor das Tor von Arminia Bielefeld. Fast an jeder Offensivaktion war der fleißige Stürmer Bobby Wood beteiligt. Nach neun Minuten traf er aus sieben Metern die Latte, fünf Minuten später aus ähnlicher Distanz den Pfosten. In der 36. Minute war Wood wieder mal auf der rechten Seite durchgegangen und legte mit großer Übersicht den Ball auf Damir Kreilach zurück. Den Schuss des Mittelfeldspielers aus zentraler Postion konnte Bielefelds Torwart Wolfgang Hesl aber entschärfen.

Am Führungstreffer der Berliner war Wood nicht beteiligt. Nach einer Ecke kam Kreilach zum Kopfball, den abgewehrten Ball konnte dann Kapitän Benjamin Kessel nach 32 Minuten aus Nahdistanz zum 1:0 über die Linie drücken. Genau das hatte Trainer Sascha Lewandowski wohl mit Geduld gemeint – den Erfolg erzwingen. »Wir hatten Glück, dass wir nur mit einem 0:1 in die Pause gehen«, sagte Bielefelds Manuel Jungglas nach dem Spiel und sprach von einer »katastrophalen ersten Halbzeit.«

In der zweiten Hälfte zeigten die Gäste dann, warum Lewandowski gewarnt hatte. Erst ein Auswärtsspiel hat die Arminia in dieser Saison verloren. Nach der Umstellung auf eine Viererkette in der Abwehr taten sich die Berliner plötzlich sehr viel schwerer, Gefahr zu erzeugen. Und durch die Sicherheit in der eigenen Defensive trauten sich die Bielefelder jetzt auch öfter selbst nach vorn. In Halbzeit eins hatten die Gäste nur eine Torchance, in den zweiten 45 Minuten fünfmal so viele. Zum Ausgleich traf aber ein Berliner. Nach einem der vielen hohen Bälle, die der Berliner Abwehr zunehmend Schwierigkeiten bereiteten, köpfte Manuel Hornig Unions Michael Parensen an. Vom Knie des Linksverteidigers fand der Ball nach 51 Minuten den Weg zum 1:1.

»Mit etwas Glück hätten wir auch noch gewinnen können«, trauerte Manuel Jungglas nach einer »guten zweiten Halbzeit« ein wenig den vergebenen Bielefelder Chancen nach. Die beste hatte Fabian Klos: In der 84. Minute kam der Stürmer nach einer Ecke aus fünf Metern frei zum Kopfball, brachte den Ball aber direkt auf Unions Torwart Daniel Haas.

Auch die Berliner hätten das Spiel noch für sich entscheiden können. Aber Stephan Fürstner traf nach 56 Minuten mit einem Schuss aus 20 Metern nur die Unterlatte. Zwölf Minuten setzte Kessel fast zu seinem zweiten Torjubel an, doch seinen gut platzierten Kopfball kratzte Bielefelds Torwart Hesl gerade noch aus dem Winkel. Nach 72 Minuten wollte sich dann auch Lewandowski nicht mehr gedulden. Doch der Doppelwechsel des Trainers führte trotz nun offensiverer Ausrichtung nicht mehr zum erhofften Siegtreffer. Zehn Minuten vor dem Schlusspfiff traf Maximilian Thiel erst das Außennetz des Bielefelder Tores, Wood kurz danach nur das Fangnetz dahinter.

»Heute freut sich keiner«, sprach Kapitän Kessel nach dem Spiel für alle Unioner und verabschiedete sich humpelnd ins Wochenende. Während Aufsteiger Bielefeld als Vierzehnter mit diesem einen Zähler ganz gut leben kann, müssen sich die punktgleichen und einen Rang besser platzierten Berliner weiterhin gedulden. Der Weg aus dem Tabellenkeller ist seit Sonnabend nicht kürzer geworden.

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