Dicke Luft und neue Chefin im Schutzgebiet

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 2 Min.
Nach Unstimmigkeiten wird der bisherige Chef des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin innerhalb des Landesumweltamtes versetzt, eine Nachfolgerin steht schon bereit.

Die am Mittwoch versandte Pressemitteilung des Umweltministeriums war vielsagend kurz gehalten: »Das UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin erhält eine neue Leitung. Ab Februar 2016 führt Dr. Ulrike Garbe die Verwaltung des zum Landesamt für Umwelt gehörenden Großschutzgebietes.« Im Weiteren wurden Werdegang und fachliche Qualifizierung der studierten Geografin erläutert, die im Übrigen in der Region bereits gut bekannt sei. »Seit Juli 2013 leitet die 51-Jährige dort das EU-Life-Projekt zur Verbesserung der Lebensräume des Schreiadlers und steht damit in vielfältigem Kontakt zu regionalen Akteuren.«

Kein Wort dagegen verlor das Ministerium über den Verbleib des bisherigen Leiters Martin Flade. Auf Nachfrage teilte das Landesumwelltamt mit, dass Flade im Rahmen einer Umbesetzung mit einer anderen Aufgabe im Hause betraut worden sei. Zu Gründen wollte sich Sprecher Thomas Frey nichts sagen. Zu Personalien äußere sich das Amt prinzipiell nicht.

Am Vortag hatte allerdings die »Märkische Oderzeitung« über einen gravierenden Zwist zwischen dem Kuratorium des Biosphärenreservats und dessen Leiter berichtet. In einem »Brandbrief« an den Präsidenten des Landesumweltamtes, Dirk Illgen, habe der Vorstand des Gremiums gefordert, »einen Schlussstrich unter Streitereien, Querelen und Missstände zu ziehen«, so das Blatt.

Nach Informationen des »nd« beklagte der Vorstand, dass das alltägliche Handeln der Reservatsverwaltung oft als »realitätsfern, unnachgiebig und schulmeisternd« empfunden werde. Er mahnte an, dass dessen künftiger Leiter »neben einer an regionalen Konsens orientierten Handlungsmotivation dringend über Kompetenzen verfügen muss, die ihm oder ihr ein effektives Personalmanagement ermöglichen, was offenbar nötig ist«.

Der Nabu Brandenburg sieht das offenbar differenzierter. »Wir haben Martin Flade als außergewöhnlich engagierten und fachkundigen Leiter des Großschutzgebietes erlebt, der wichtige Impulse für die Regionalentwicklung geleistet hat«, betonte Nabu-Landesvorsitzender Friedhelm Schmitz-Jersch in einer Erklärung. Auch an der Entwicklung des Biosphärenreservats zu einer Modellregion habe Flade großen Anteil. »Auf keinen Fall darf mit der Absetzung von Martin Flade als Leiter des Biosphärenreservats ein Aufweichen des Schutzanspruches einhergehen«, forderte Schmitz-Jersch.

Der Nabu-Landeschef hat es, wie er deutlich machte, geschätzt, dass Flade nicht davor zurückgeschreckt ist, »Entwicklungen zu Lasten der Natur kritisch zu hinterfragen und notfalls auch persönlich Partei zu ergreifen«. Über Differenzen mit Akteuren der regionalen Wirtschaft, Landwirtschaft und des Tourismus berichtet die »Märkische Oderzeitung«.

Martin Flade selbst hatte sich gegen seine Umsetzung »zum gegenwärtigen Zeitpunkt« und für ein Moderationsverfahren ausgesprochen. Wie zu erfahren war, hat man ihm die Leitung des Referats für Gewässerentwicklung (W 26) im Landesumweltamt angeboten.

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