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Wieder mehr Spätaussiedler registriert

Neuregelung von 2013 erleichtert Familiennachzug

  • Lesedauer: 2 Min.

Friedland. Die Zahl der neu in die Bundesrepublik einreisenden deutschstämmigen Aussiedler hat sich im dritten Jahr in Folge erhöht. Im bundesweit einzigen Aufnahmelager Friedland bei Göttingen trafen 2015 nach vorläufigen Zahlen rund 6000 Aussiedler ein. Dies seien noch einige Hundert mehr als im Vorjahr, als 5674 Aussiedler ankamen, sagte der Leiter der Einrichtung, Heinrich Hörnschemeyer. 2013 waren es danach 2490 Personen. Die meisten Aussiedler kommen wie in den Vorjahren aus Russland und Kasachstan, sagte Hörnschemeyer. Ein kleinerer Teil stamme aus Kirgistan und der Ukraine. Die meisten Einreisenden haben bereits Verwandte in Deutschland.

Im Jahr 1990 hatte die Zahl der Aussiedler in der Bundesrepublik mit knapp 400 000 einen Rekord erreicht. Über eine Gesetzesverschärfung wurde in den 90er Jahren die Einreise erschwert: Im Gegensatz zu früheren Jahren müssen Aussiedler bereits im Herkunftsland in einer Prüfung nachweisen, dass sie über Grundkenntnisse der deutschen Sprache verfügen. Danach sanken die Einreisezahlen kontinuierlich. Im Jahre 2012 hatte es den absoluten Tiefststand gegeben: Damals zählte man in Friedland 1800 Neuankömmlinge, laut Statistischem Bundesamt wurden 1528 erfasst.

Aussiedlervereinigungen wie auch Vertreter der Politik hatten geltend gemacht, dass die strikte Voraussetzung von Deutschkenntnissen in vielen Fällen zu unbilligen Härten führte. Älteren Menschen oder Personen aus ländlichen Gebieten oder mit wenig Bildungserfahrung beziehungsweise aus bildungsfernen Schichten sei der Spracherwerb im Ausland oft nicht möglich, argumentierten etwa die Grünen im Bundestag. Familienangehörige seien daher häufig gar nicht in der Lage, die für den Nachzug erforderlichen Deutschkenntnisse zu erwerben.

Seit einer daraufhin erfolgten Änderung des Bundesvertriebenengesetzes im Herbst 2013 steigt die Zahl der einreisenden Spätaussiedler wieder, nun bereits im zweiten Jahr. Das Lager Friedland ist für die Aufnahme von rund 700 Menschen konzipiert. In diesem Jahr war die Einrichtung wegen der vielen Flüchtlinge teilweise vierfach überbelegt. Die Zahl der Asylbewerber, die in diesem Jahr im Lager Friedland das Aufnahmeverfahren durchlaufen, liegt laut Leiter Hörnschemeyer mit etwa 20 000 deutlich höher als die der Aussiedler. dpa/nd

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