Familie sperrt Achtjährigen wochenlang ein

Cannabisplantage auf dem Gelände entdeckt

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 2 Min.

Elands ist ein 400-Seelen-Ort 350 Kilometer nördlich von Sydney. Er ist Startpunkt für Touren zum Tapin-Tops-Nationalpark. Hippies und alternativ lebende Kommunen haben sich hier angesiedelt. Wäre die Ortspolizei nach einem Besuch auf dem Anwesen der Familie eines Achtjährigen nicht schon vor Monaten misstrauisch geworden, hätte der Fall für das Kind tödlich enden können.

Erstmals drang das Schicksal des Jungen während der Weihnachtsfeiertage an die Öffentlichkeit, doch das Ausmaß des Kindesmissbrauchs kam erst nach und nach ans Tageslicht. So hatte die Familie des Jungen ihn laut »Sydney Morning Herald« bereits im September über einen längeren Zeitraum hinweg in einer winzigen, nicht isolierten Hütte auf ihrem Grundstück eingesperrt.

In dem Verschlag soll er auf einer Matratze, mit einer Dose als Toilette und Chips und Müsliriegeln überlebt haben. Trotz extremer Hitze soll er kaum Wasser bekommen haben. Scheinbar durfte er die Hütte nur verlassen, um auf der Farm mitzuarbeiten und zeitweise, um zur Schule zu gehen. Doch weil er oft fehlte, kontrollierten Polizisten die Familie im November. Damals fanden die Beamten nichts Beunruhigendes. Nur einige Schiffscontainer und Bagger auf dem Gelände erregten Verdacht. Die Beamten vermuteten, es könnte eine Drogenoperation im Gange sein. So beobachteten sie die Familie weiter.

Kurz vor Weihnachten kehrten die Beamten mit einem Durchsuchungsbefehl zurück. Während sie das Gelände systematisch absuchten, stießen sie auf eine mit einem Schloss abgesperrte zwei Quadratmeter große Hütte. Darin fanden die entsetzten Polizisten den bereits abgemagerten Achtjährigen. Zu dem Zeitpunkt soll er seit drei Wochen eingesperrt gewesen sein. Der traumatisierte Junge sowie seine drei Geschwister im Alter von zwölf Monaten bis neun Jahre wurden sofort in die Obhut der Behörden übergeben.

Die Polizei suchte weiter nach Drogen. Auffällig war, dass einige Schiffscontainer, die noch im November auf dem Gelände gestanden waren, wie vom Erdboden verschwunden schienen. Ein Beamter betätigte zufällig einen Schalter. Daraufhin setzte sich ein Mechanismus in Gang und ein Teil des Außendecks rollte zur Seite. Plötzlich gab die Terrasse, auf der ein Whirlpool und Gartenmöbel standen, eine Öffnung zu einem unterirdischen Versteck preis. Die führte die Beamten zu den vermissten drei Schiffscontainern, die im Boden eingelassen waren und in denen die Polizisten auf eine Cannabisplantage in Hydrokultur stießen. Die Polizei nahm die 26 Jahre alte Mutter der Kinder sowie zwei Männer im Alter von 28 und 19 Jahren fest.

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