Zu gefährlich für den König
Nimr Baqir al-Nimr ist das prominenteste Opfer
Über die in Saudi-Arabien hingerichteten Personen ist wenig bekannt. Mit Ausnahme des prominentesten und populärsten Opfers Nimr Baqir al-Nimr, des schiitischen Geistlichen. Er gehörte zu den zwei Millionen saudi-arabischen Schiiten bei 27 Millionen Einwohnern des Landes insgesamt.
Nimr, geboren 1959, wurde in Iran, wo der Schiismus Staatsreligion ist, ausgebildet und kehrte zurück mit dem Titel eines Ayatollah, eines islamischen Rechtsgelehrten. In Saudi-Arabien sind schiitische Koranschulen strikt verboten, gelten Schiiten dort doch als vom »rechten Glauben Abgefallene«. Während des Arabischen Frühlings vor fünf Jahren machte sich Nimr zum ersten Mal beim Königshaus unbeliebt. Er forderte religiöse und allgemein-demokratische Rechte für seine Minderheit. Seit 2009 war er führender Prediger in der östlichen Stadt Al-Awamiyah.
Bis 2013 kam es mehrfach zu Zusammenstößen von Demonstranten mit der Polizei. Die Regierung machte Nimr als Rädelsführer aus und erkannte die Gefahr, die für sie von dem Mann mit offenbar großem Einfluss gerade auf die jungen Schiiten ausging.
Aufstachelung zum Separatismus (was er bestritten haben soll), Reden im Auftrag einer fremden Macht (Iran-Propaganda), Aufforderung zu Demonstrationen (Terrorismus) und Unbotmäßigkeit gegenüber dem Königshaus - das alles reicht in Saudi-Arabien auch einzeln locker für ein paar Hundert öffentliche Peitschenhiebe. Für Nimr bedeutete es die Todesstrafe, verhängt bereits am 15. Oktober. Sein Bruder Mohammed machte das öffentlich und rief über das Internet zu Protesten auf, vergeblich. Dafür sitzt nun auch der Bruder im Gefängnis und wartet auf sein Urteil. roe
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