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Polizei prüft nach Brand von Jagdschloss Bekennerschreiben
Nach Schaden im Millionenbereich Ermittlungen »in alle Richtungen«
Nach dem Brand des historischen Jagdschlosses Thiergarten bei Regensburg ist im Internet am Donnerstag ein anonymes Bekennerschreiben aufgetaucht. Darin bekennt sich eine angeblich antifaschistische Gruppe mit dem Namen »Kommando Georg Elser« zu der Tat, die sich gegen Fürstin Gloria von Thurn und Taxis als Besitzerin des üppig ausgestatteten Anwesens richtet.
Die Polizei Regensburg bestätigte, das Schreiben zu prüfen. Eine Sprecherin betonte zugleich, es werde »in sämtliche Richtungen ermittelt«. Auch ein technischer Defekt oder Fahrlässigkeit werden nicht ausgeschlossen.
Das Schreiben wurde auf dem linken Internetportal »Indymedia« veröffentlicht. Darin heißt es: »In der Nacht vom 05. auf den 06. Oktober haben wir uns um 23:30 Uhr Zugang zum Jagdschloss Thiergarten bei Regensburg verschafft. Mehrere Brandvorrichtungen haben zur vollständigen Zerstörung des Schlosses geführt.«
Nach Angaben der Polizei brannte das Gebäude in der Nacht zum Montag vergangener Woche vollständig nieder. Personen wurden nicht verletzt. Das als Clubhaus eines Golfclubs sowie als Restaurant genutzte Jagdschloss wurde vollständig zerstört. Der Sachschaden liegt nach ersten Schätzungen im siebenstelligen Eurobereich. Ein von der Polizei beauftragter Brandgutachter soll die Ursache klären. Mit einem Ergebnis wird in zwei bis drei Wochen gerechnet.
In dem auf »Indymedia« veröffentlichten Schreiben wird das Haus Thurn und Taxis als Symbol für »Monarchie, Menschenverachtung und Klassengesellschaft« bezeichnet. Die Fürstin Gloria wird darin als »Großkapitalistin« und »Teil der herrschenden Klasse« beschrieben. Zudem wird auf ihr Treffen mit dem ehemaligen Trump-Berater Steve Bannon im Jahr 2018 sowie ihre in einem ARD-Podcast getätigte Aussage »Abtreibung ist Mord« verwiesen. Das Schreiben wirft der Fürstin vor, »den wiederkehrenden Faschismus« zu fördern.
Weiter heißt es, die Aktion sei eine »Warnung« an von Thurn und Taxis. Wörtlich heißt es: »Wenn du nicht aufhörst mit deiner menschenverachtenden Hetze, brennt das nächste Mal nicht nur dein Golfclub.« Gefordert werden die Enteignung des Adels und die Umwandlung des Schlosses St. Emmeram in sozialen Wohnraum. Die Gruppe bezieht sich außerdem auf den »Antifa Ost/Budapest-Komplex« und bezeichnet die Tat als Reaktion auf »staatliche Repression gegen die antifaschistische Bewegung«.
Neu ist die linke Kritik an der Fürstin jedenfalls nicht. Die DGB-Jugend Oberpfalz hatte bereits vor einigen Jahren die Protestkampagne »Thurn und Toxisch« gestartet, bei der ebenfalls die Enteignung des Adels gefordert wurde. Die Aktion sollte auf die rechten und queerfeindlichen Äußerungen der Fürstin aufmerksam machen und ihre politische Einflussnahme sowie ihr Vermögen öffentlich kritisieren.
Das Jagdschloss Thiergarten wurde 1813 errichtet und ab 1888 als Jagdhaus der Familie von Thurn und Taxis genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente es zeitweise als Sommersitz des Fürstenhauses. In den 1960er Jahren wurde es dem Golf- und Land-Club Regensburg zur Verfügung gestellt, blieb aber im Besitz der Familie. In dem mutmaßlichen Bekennerschreiben wird zudem auf die Nutzung des Schlosses in den letzten Kriegsjahren verwiesen: Damals sei dort das »Statistisch-wissenschaftliche Institut« des NS-Regimes untergebracht gewesen, dessen Leiter den sogenannten Korherr-Bericht über die Ermordung der europäischen Jüd*innen verfasst habe.
In Sozialen Medien sorgt der mutmaßliche Anschlag bei Konservativen und Rechtsextremen für Bestürzung und Solidarität mit der Millionärin von Thurn und Taxis. Sie fordern, es dem US-Präsidenten Donald Trump gleichzutun und »die Antifa« zu verbieten. Auch der ehemalige Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen teilt in diese Richtung aus.
Die Fürstin von Thurn und Taxis äußerte sich bislang nicht zu dem Brand. Die Betreiber des Restaurants im Schloss schrieben auf Social Media: »Was bleibt, ist Leere und Schmerz.« Diese hätten jedoch laut »Bayerischem Rundfunk« schon vor dem Brand angekündigt, zum Jahresende zu schließen. Am Samstag sollte auch der Golfplatz neben dem Jagdschloss wieder geöffnet werden. Andere Golfclubs hatten den Mitgliedern angeboten, vorübergehend bei ihnen zu spielen. Mit Agenturen
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