Über Schwedt ist auch Himmel

Zum Tod von Achim Mentzel

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Von der großen Stadt aus ist der Blick übers Land weit – und oft grau, unendlich grau. Dazu das Grauen der Provinz: mit großstädtischer Weltgewandtheit jahrelanges, nur schwer zu ertragendes, grummelndes Schweigen dem Fremden gegenüber. Oder distanzloses Duzen nach nur zwei Minuten. Es fällt leicht, Achim Mentzel sofort in die zweite Ecke einer solch kurzsichtigen Provinztypologie zu schieben – Schnauzer, Dauergrinsen und zwei hochgereckte Daumen. Der ist sich für nichts zu schade und Staatsgrenze sagt ihm tausendmal mehr als Schamgrenze.

1963, in der DDR findet auf den Tanzflächen nicht mehr nur Klassenkampf statt, das Kahlschlagplenum vom Dezember 1965 ist noch weit weg. Der 16-Jährige Ostberliner Mentzel spielt an der Klampfe im »Diana-Schau-Quartett« Songs der Beatles und der Stones nach. Was der Beruf des Polsterers dem lockigen Jüngling nicht geben kann, der Rock´n´Roll kann es: unterwegs sein. Angehimmelt sein. Frauen.

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