Sozialismus mit dem iPhone?

Sascha Reh über die computersozialistischen Experimente in Chile unter Salvador Allende und die Lehren daraus

Der Schriftsteller Sascha Reh wurde 1974 in Duisburg geboren und studierte Geschichte, Philosophie und Germanistik in Bochum und Wien. Im letzten Jahr veröffentlichte er seinen dritter Roman »Gegen die Zeit«. In diesem schildert Reh den Versuch des sozialistischen Präsidenten Salvador Allendes, Chile aus der wirtschaftlichen Abhängigkeit zu führen und die Not der verarmten Bevölkerung zu mildern. Über das historische Vorbild – das Projekt Cybersyn – sprach mit ihm nd-Redakteur Guido Speckmann.

nd: Warum wissen wir sehr viel vom Militärputsch gegen Allende, der der Auftakt für das erste radikal-neoliberale Experiment der Geschichte war? Warum aber kaum etwas vom sozialistischen Vorläufer des Internets, von Cybersyn, das von Salvador Allende initiiert worden war?
Sascha Reh:
Das hat mit zwei Gründen zu tun: Zum einen war das Projekt während der Allende-Regierungszeit noch in der Versuchsphase. Es lief quasi als Beta-Version nur einmal während des Streiks 1972. Viele Teile, insbesondere der sogenannte Operations Room (Opsroom), waren zwar schon gebaut, aber als Ganzes funktionierte das System noch nicht. Der zweite Grund: Nach dem Putsch von Pinochet verschwand der Opsroom. Die Anlage wurde abgebaut, weil die Militärjunta andere Pläne hatte, als die Versorgungslage der Menschen zu verbessern oder sich am System festgesetzter Preise weiter zu beteiligen. Von Anfang an ging es in Richtung Privatisierung.

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