Staatsoper: Warnungen ignoriert

Zeitplan war zu eng, aber keine Chaos-Baustelle, sagt die Senatsbaudirektorin

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Staatsoper steht in der Reihe der Großprojekte wie Flughafen- und Schlossbau. Im Untersuchungsausschuss zur Kostenexplosion war am Freitag Baudirektorin Regula Lüscher geladen.

Die Sanierung der Berliner Staatsoper war nach Meinung von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher zeitlich zu eng geplant. »Der Zeitplan war von Anfang an ohne zeitliche Puffer gerechnet«, sagte sie am Freitag im Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses zu dem Bauskandal. Es habe keine Kapazität für Unvorhergesehenes gegeben, Probleme seien dann programmiert.

Die Staatsoper Unter den Linden wird seit Jahren saniert, der Ausschuss ermittelt wegen möglicher Planungspannen und von einst 239 Millionen Euro auf nun 400 Millionen Euro gestiegener Modernisierungskosten. Erst im Herbst 2017 soll das Opernhaus wieder für das Publikum öffnen. Solange gastiert das Ensemble im Westen Berlins.

Ihnen sei immer wieder gesagt worden, der Umzug ins Schiller Theater führe »zu einem Niedergang« der Staatsoper, deswegen müsse die Übergangszeit möglichst kurz sein. »Ich glaube, dass diese Angst, diese Befürchtungen enorm zum Zeitdruck beigetragen haben«, sagte Lüscher. Seit Ende 2014 sei das Projekt in ruhigen Fahrwassern. »Die Staatsoper-Baustelle ist keine Chaos-Baustelle.«

»Der Auftritt von Senatsbaudirektorin Lüscher bestätigt das klägliche Bild, das die politischen Verantwortlichen im Sanierungsvorhaben durchgehend abgeben«, sagte Wolfram Prieß (Piraten). »Die Aussage, sie ›glaube den Fachleuten‹, wenn diese ihr Informationen vorlegen, zeigt, dass die Senatsbaudirektorin es nicht für nötig hält, ihr vorgelegte Informationen adäquat zu prüfen - oder nicht in der Lage ist.«

Neben der Senatsbaudirektorin war außerdem der Architekt Christian Flintrop geladen. Aufgrund politischer Vorgaben des Kultursenators und Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit war es selbst erfahrenen Planern und Architekten nicht mehr möglich, die absurden Anforderungen seitens der Politik und seitens des Nutzers zu Kosten und Terminen noch einzuhalten, erklärte Prieß und sprach von einer »desaströs agierenden Leitungsebene«. »Der Zeuge Flintrop verwies an mehreren Stellen darauf, dass die Warnungen der Projektsteuerung zu Kosten- und Terminrisiken systematisch ignoriert wurden.«

Die LINKE erklärte im Anschluss an die Sitzung, schon »in der Art und Weise, wie mit der Vorbereitung, Durchführung und dem Wettbewerbsergebnis umgegangen wurde«, liege ein Keim für die Probleme des Sanierungsvorhabens »Staatsoper Unter den Linden«. sal

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