Bauern fehlt Geld für neue Landtechnik

Nordost-Agrarverband: Maschinenpark überaltert

  • Jürgen Drewes, Mühlengeez
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Landwirte nutzen regelmäßig die arbeitsschwache Winterzeit, um ihre Technik auf Vordermann zu bringen. Was nach Branchenbeobachtungen dabei auffällt: Das Gros der Maschinen ist in die Jahre gekommen. Für Neuanschaffungen fehlt zunehmend mehr Landwirten aber das Geld. Bei Feldfrüchten und in der Tierproduktion sind die Erlöse zuletzt deutlich unter den Erwartungen geblieben. Dem Landesbauernverband zufolge setzen Landwirte sowohl bei der Milch- als auch bei der Schweinefleischproduktion zu und selbst beim Getreide hatten sich viele wesentlich mehr erhofft, als die Händler schließlich zahlten.

Die Zurückhaltung beim Neukauf bereitet der Händlerbranche zunehmend Sorge. In Mühlengeez bei Güstrow ist Björn Briesemeister Verkaufsleiter beim Landtechnikanbieter Marep. »Die angespannte Situation in der Landwirtschaft hat letztlich Auswirkungen auf unsere Umsatzzahlen«, sagt er. »Wenn sich ein Landwirt heute neue Technik zulegt, dann zumeist auf Leasingbasis. Gleich komplett kaufen ist inzwischen eher die Ausnahme«, beschreibt Briesemeister die Situation. Der Verkaufsleiter ist für sieben Niederlassungen verantwortlich.

Nach Aussage mehrerer Unternehmen nutzen viele Landwirte ihre Technik so lange, bis es nicht mehr geht. Allein ständig neue Auflagen zur Minimierung des Schadstoffausstoßes, ähnlich wie in der Pkw-Branche, zwingt Landwirte mitunter dazu, in neue Technik zu investieren.

Gewinner sind die Lohnunternehmen. »Wir konnten uns vor Aufträgen zuletzt kaum retten«, sagt Jochen Blunk, Geschäftsführer der Lalendorfer Niederlassung des gleichnamigen Lohnunternehmens im Landkreis Rostock. Vom Pflug über Gülle-, Pflanzenschutz- und Erntetechnik bis hin zu Geräten für die Waldarbeit - der vor rund 30 Jahren in Schleswig-Holstein gegründete Familienbetrieb hält das komplette Angebot vor. »Bei uns kommen nur die aktuellsten Modelle zum Einsatz. Das sind wir schon unserem Anspruch schuldig, stets einsatzbereit zu sein. Und vor allem auch unseren Mitarbeitern«, argumentiert der Juniorchef des Unternehmens. Er deutet auf einen hochmodernen, optimal gefederten Sitz in einem Traktor. Kaum ein anderer Fahrzeugbereich sei so innovativ wie die Landtechnik. Jedes Jahr gebe es Neuentwicklungen.

Immer nur auf neueste Technik zu setzen, habe noch einen anderen Grund, schildert Blunk. »Wenn ein klassischer landwirtschaftlicher Familienbetrieb etwa zehn Jahre braucht, um auf 1000 Einsatzstunden beispielsweise einer Erntemaschine zu kommen, dann schaffen wir das mitunter in einem Jahr.« Dies sei eine enorme Belastung für die Maschinen.

Kundendienstleiter Thomas Schneider hat einen fünf Jahre alten Mähdrescher durchgecheckt, der noch ein paar Jahre halten soll. Fünf Mängel hat er festgestellt. »Alles keine großen Probleme. Aber das muss gemacht werden. Stillstandzeiten während der Ernte kann sich kein Landwirt erlauben, dann brennt die Luft.«

Nicht jeder Check geht so glimpflich aus. »Zuletzt haben sich die Fälle gehäuft, dass der Landwirt die Maschine lieber verkaufen und stattdessen ein Lohnunternehmen mit der Arbeit beauftragen wollte«, sagt Briesemeister. Doch selbst für diese Maschinen finden sich noch Käufer. So gebe es in Osteuropa großen Bedarf. »Da wird auch noch viel selbst repariert«, so der Verkaufsleiter. dpa/nd

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