Mexiko: Neue Ermittlungen zu verschwundenen Studenten

Staatsanwaltschaft kündigt Untersuchung an / Familien der 43 Opfer verlangen eindeutige genetische Identifikation / Präsident Nieto besucht Iguala

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Berlin. Die Ermittlungen zum Verschwinden mexikanischer Studenten vor knapp eineinhalb Jahren sollen offiziell wieder aufgenommen werden. Die Staatsanwaltschaft kündigte am Sonntag eine neue Untersuchung auf der Müllkippe in Cocula im Bundesstaat Guerrero an, wie die Zeitung »La Jornada« berichtet. Dort sollen die Leichen der Studenten verbrannt worden sein. Dieses Ermittlungsergebnis wurde allerdings von internationalen Experten angezweifelt. Bei der Aufklärung des mutmaßlichen Massenmordes an den 43 Lehramtsstudenten gibt es weiterhin deutliche Widersprüche. Die Familien der Studenten werfen der Polizei vor, die Untersuchungen verschleppt zu haben und in das organisierte Verbrechen verwickelt zu sein. Sie verlangen eine eindeutige genetische Identifikation der Leichen.

An den neuen Ermittlungen sollen auch Forensiker der Interamerikanischen Menschenrechtskommission beteiligt werden. Die Experten hatten im vergangenen Jahr den offiziellen Tathergang als unwahr zurückgewiesen. Die Müllhalde sei nicht der Ort des Verbrechens gewesen, erklärten sie. Ein Feuer habe nicht über die notwendige Temperatur verfügen können, um so viele Leichen zu verbrennen. Inhaftierte Gangmitglieder hatten angegeben, dass die Leichen der Studenten nach 16 Stunden verbrannt worden seien. Am Brandort wurde nur eine Leiche identifiziert.

Nach Darstellung der mexikanischen Staatsanwaltschaft waren die Lehramtsstudenten am 26. September 2014 in der Stadt Iguala im Bundesstaat Guerrero nach einer Demonstration von Polizisten verschleppt und einer kriminellen Organisation übergeben worden. Mehrere Mitglieder der Drogenmafia gaben an, die jungen Leute getötet und ihre Leichen auf einer Müllhalde im naheliegenden Ort Cocula verbrannt zu haben.

Präsident Enrique Peña Nieto hat dieser Tage erstmals die Stadt Iguala im Bundesstaat Guerrero besucht, wo die Studenten am 26. September 2014 zuletzt lebend gesehen wurden. Anlass für den Besuch war der nationale Flaggentag, an dem der Staatschef dem Hissen einer riesigen Flagge auf einem Berg beiwohnte. »Iguala ist eine symbolische Stadt in unserer nationalen Geschichte«, sagte Peña Nieto. »Sie darf nicht von diesem tragischen Vorfall geprägt bleiben«, sagte der Präsident. Er verwies darauf, dass in der Stadt vor 195 Jahren die mexikanische Flagge entstanden sei. Agenturen/nd

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