Kfz-Wechselwochen: Autofahrer können noch bis 30. November die Versicherung wechseln

  • Lesedauer: 5 Min.
Die Jagdsaison hat begonnen. Gejagt werden in diesem Herbst günstige Autotarife. Der Wechsel in eine preisgünstige Kfz-Versicherung zahlt sich aus, denn der Unterschied zwischen einer billigen und einer teuren Police macht 50 Prozent und mehr aus. In Heller und Pfennig können sie leicht mehrere hundert, in Extremfällen sogar ein paar tausend Euro sparen! So beträgt der Abstand zwischen der niedrigsten und der höchsten Jahresprämie Haftpflicht plus Kasko für einen durchschnittlichen VW-Golf rund 1500 Euro. Bevor Sie kündigen, sollten Sie jedoch mehrere Angebote von verschiedenen Versicherungsunternehmen einholen.
Als im Sommer 1994 der Startschuss zum Europäischen Binnenmarkt für die Assekuranz fiel, fielen auch die alten deutschen Vertragsfestungen. Seither kann jede Versicherungsgesellschaft Preise und Bedingungen fast beliebig gestalten. Die neue Freiheit führte einerseits zu einer neuen Unübersichtlichkeit, die den Kunden viel Zeit kosten kann, anderseits zu günstigeren Konditionen. 

Einstiegsköder für neue Kunden
Billiger wurden vor allem Autopolicen, denn sie gelten in der Assekuranz als Einstiegsköder für neue Kunden, die später dann lukrative Lebensversicherungen und Krankenpolicen kaufen sollen.
Inzwischen bemisst sich der Preis von Haftpflicht- und Kaskoversicherung nicht mehr allein nach dem Wagentyp und der Dauer des Führerscheinbesitzes. Heute gibt es kaum noch ein Merkmal, welches Versicherungsmathematiker unberücksichtigt lassen.
Wer Kinder hat, fährt beispielsweise vorsichtiger. Dies senkt das Risiko für die Versicherung und dadurch theoretisch die Prämie. Durch die EU verboten ist lediglich die Unterscheidung nach Nationalität oder Religionszugehörigkeit.

Frauen verursachen weniger Unfälle
Besonders günstig schneiden bei vielen Versicherern weibliche Fahrer ab, da sie im Durchschnitt weniger Unfälle verursachen als männliche. Beitragsnachlässe gibt es auch für Zweitwagen oder Garagennutzung, um die wichtigsten Merkmale zu nennen.
Aber nicht jeder Fahrer profitiert von den neuen Freiheiten. So zahlen junge, männliche Anfänger seit einigen Jahren deutlich mehr, da sie laut Statistischem Bundesamt besonders unfallträchtig sind. So fahren beispielsweise auch ältere Wagen teurer als neue.
Die Bundesbürger zahlen pro Jahr 21 Milliarden Euro für ihre Kfz-Versicherung. Es könnte weit weniger sein. Mit der Auswahl einer günstigen Autoversicherung können Sie viel Geld sparen. Haftpflicht und Kasko für einen VW-Golf kostet bei günstigen Anbietern weniger als 1200 Euro im Jahr, die teuerste Versicherung will von einem 20-jährigen Mann, ledig, Auto auf der Straße geparkt, über 2700 Euro kassieren, hat die Unternehmensberatung Nafi ermittelt.
Dass sich für Autofahrer ein genauer Preisvergleich mehr denn je lohnt, hat ebenfalls die Stiftung Warentest erfahren. Sie rechnet bei Angeboten eine Differenz von maximal 6000 Euro aus. Bei vielen Gesellschaften kommen jedoch nur Neukunden in den Genuss der Billigtarife. Darum lohnt sich ein Preisvergleich und möglicherweise ein Wechsel. Notfalls kann sogar mit der alten Versicherungsgesellschaft nachverhandelt werden.
Glücklicherweise können Verbraucher mindestens einmal im Jahr ihre Versicherung ganz leicht wechseln: Der nächste Wechseltermin ist der 1. Januar 2007, da Kfz-Verträge zum Jahreswechsel immer kündbar sind. Um im neuen Jahr billiger Auto zu fahren, muss die Kündigung einen Monat vorher erfolgen, also spätestens zum 30. November! Eine Kündigung ist ansonsten nur möglich bei der Neuzulassung eines Pkw, nach einem Schadensfall oder wenn die Versicherungsgesellschaft ihre Prämien zwischenzeitlich erhöht. 

Per Einschreiben oder per Fax
Am sichersten erfolgt der Abschied von der alten Autoversicherung per Einschreiben mit Rückschein oder per Fax. Der Wechsel ist danach ganz einfach. So behält der Kunde auch beim neuen Kfz-Versicherer seinen bisherigen Schadenfreiheitsrabatt. Zudem erhält man den Neuantrag von dem ausgewählten Unternehmen ausgefüllt zugeschickt, wenn sie zuvor ihre Unterlagen in Kopie mitgesandt haben (alte Police, letzte Prämienrechnung, Fahrzeugschein). Um den Rest kümmert sich ihre neue Versicherung. 

Zehn Tipps für den Wechsel
Damit beim Wechsel nichts schief geht, zehn Tipps, die wir in Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz erstellt haben.
1. Suchen Sie sich rechtzeitig einen neuen Anbieter und kündigen Sie den Altvertrag erst, wenn die neue Police vorliegt.
2. Legen Sie die Doppelkarte unverzüglich der Zulassungsstelle vor.
3. Bestehen Sie bei der »Neuen« auf einer schriftlichen Bestätigung, dass der Beitrag der Tarifbeitrag von 2007 ist. Das schützt vor unliebsamen Prämienüberraschungen.
4. Zahlen Sie die Prämie auch dann vollständig, wenn die »Neue« plötzlich mehr verlangt, als zunächst versprochen. Sie riskieren sonst eine Zwangsabmeldung.
5. Wählen Sie eine unbegrenzte Versicherungssumme, mindestens 50 Millionen Euro. Die gesetzliche Mindestdeckung beträgt nur 2,5 Millionen Euro für Personenschäden und 500.000 Euro für Sachschäden. Für den Rest haften Sie mit Ihrem Ersparten.
6. Nutzen Sie nur solche Rabatte, deren Voraussetzungen Sie auch einhalten können. Vereinbaren Sie z.B. einen Garagenrabatt nur dann, wenn das Auto auch regelmäßig dort steht.
7. Vereinbaren Sie in der Kaskoversicherung einen Selbstbehalt; damit lässt sich erheblich am Beitrag sparen.
8. Schließen Sie in der Kaskoversicherung den Schutz für »grobe Fahrlässigkeit« mit ein. Dann kann Ihnen die Versicherung - außer bei Trunkenheitsfahrten - nicht vorwerfen, sie hätten einen Schaden leichtsinnig verursacht.
9. Vereinbaren Sie, dass in der Teilkaskoversicherung auch der Zusammenstoß mit anderen Wirbeltieren als mit Haarwild versichert ist. Sie gehen sonst bei einem Unfall mit einem unversicherten Hund leer aus.
10. Bestehen Sie darauf, dass teure Sonderausstattungen über 2.500 Euro, wie Navigationsgeräte, in der Kaskopolice mitversichert sind.
HERMANNUS PFEIFFER

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