Peru: »Fujimori - Nie wieder«

Neue Vorwürfe gegen Tochter des Ex-Präsidenten, die selbst Staatschefin werden will

  • Knut Henkel
  • Lesedauer: 3 Min.
Am 10. April findet in Peru die erste Runde der Präsidentschaftswahlen statt. Nachdem schon Kandidaten wegen Wahlverstößen ausgeschlossen wurden, steht nun auch Keiko Fujimori im Fokus.

»Fujimori - Nie wieder« stand auf einigen Plakaten der Demonstranten, auf anderen »Gefahr - Nein zu Keiko«. Einige Tausend Menschen waren in Lima am Wochenende unterwegs, und in Perus zweitgrößter Stadt Cusco sprengten die Gegner von Präsidentschaftskandidatin Keiko Fujimori am Vortag eine Wahlveranstaltung. Die Tochter des einst autoritär regierenden Präsidenten Alberto Kenya Fujimori (1990-2000), polarisiert. Trotzdem kann die 40-Jährige laut aktuellen Umfragen derzeit mit rund 37 Prozent der Wählerstimmen rechnen. Doch dann griff das oberste Wahlgericht (JNE) in den Wahlkampf ein und suspendierte dieser Tage gleich zwei Kandidaten: César Acuña, der populistisch auftretende Ex-Bürgermeister von Trujillo, hatte Geschenke an potenzielle Wähler verteilt, wie Videoaufzeichnungen belegen. Julio Guzmán, der charismatische Kandidat von »Todos por el Perú« (TPP - »Alle für Peru«), lag in Umfragen mit 17 Prozent zwar klar zurück, aber deutlich vor den anderen Mitbewerbern und erhielt relativ viel Zuspruch von Jungwählern. Er bzw. die Parteigremien hätten jedoch die eigenen Statuten bei der Nominierung verletzt, so die Richter. Zwar kündigte Guzmán vollmundig an, er werde die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte anrufen. Doch ob das Sinn macht, bezweifeln viele Beobachter.

Inzwischen hat Carlos Monge. der in Lima die Arbeit des Natural Ressource Governance Institute koordiniert, moniert, dass es auch viele Videos darüber gebe, wie Kenji Fujimori Wahlkampfgeschenke für die »Fuerza Popular« verteilt. Doch bisher wurde die Partei seiner Schwester vom Wahlgericht nicht zur Rechenschaft gezogen, so wie es jetzt die Demonstranten in Lima lautstark forderten. Gleiche Bedingungen für alle Kandidaten zu garantieren, das ist eigentlich eine Aufgabe des Wahlgerichts. Und man darf gespannt sein, ob es auf die eingereichten Fotos und Videos reagieren wird.

Der nunmehr Zweitplatzierte in den Umfragen ist mit 14 Prozent der ehemalige Bergbauminister und Kabinettschef Pedro Pablo Kuczynski. Der 77-jährige Neoliberale befindet sich dank dem Aus von Guzmán im Aufwind. Das gilt auch für den sozialdemokratisch orientierten Ex-Journalisten Alfredo Barnechea. Er kommt genauso wie Verónika Mendoza, Kandidatin der linken Frente Amplio, auf acht Prozent. Letztere steht für eine neue linke Generation, die für Partizipation, Umwelt und Integration der indigenen Bevölkerung eintritt.

Das sind neue Töne in Peru, im starken Kontrast zu Keiko Fujimori. Sie steht für die neoliberale Politik und die harte Hand ihres Vaters, der die demokratischen Institutionen aushebelte, dem Geheimdienst freie Hand ließ und zahlreiche Menschenrechtsverletzungen zu verantworten hat. Dafür sitzt der Autokrat im Gefängnis. Noch vor ein paar Jahren machte Keiko Fujimori keinen Hehl daraus, dass sie ihn sofort begnadigen würde. Derartige Aussagen sind heute allerdings nicht mehr von ihr zu hören.

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