Technische Textilien stehen der Industrie gut

High-Tech hält Unternehmen in Sachsen und Thüringen im Geschäft

  • Lesedauer: 2 Min.
Nach Jahren der Talfahrt holt die Textil- und Bekleidungsindustrie in Sachsen und Thüringen mit Textilien für Fahrzeugbau, Bauindustrie und Medizintechnik wieder auf. Doch in der Branche fehlen Azubis.

Chemnitz. Nach schwierigen Jahren bekommt die Textil- und Bekleidungsindustrie der Lausitz neuen Schwung. »Besonders das Exportgeschäft entwickelte sich 2015 hervorragend. Unsere Produkte gehen nach Westeuropa, Übersee und Asien«, sagte Bertram Höfer, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e. V. (vti) am Dienstag beim Branchentag in Großschönau. Die mittelständischen Firmen mit 3500 Beschäftigten zwischen Guben, Pulsnitz und Zittau erreichten so im Vorjahr einen Umsatz von mehr als 300 Millionen Euro. Die Lausitzer Zahlen sind ein Abbild der Textil- und Bekleidungsindustrie in Ostdeutschland. »Die Branche verzeichnete in diesem Gebiet mit nahezu fünf Prozent einen deutlich dynamischeren Zuwachs als im Bundesdurchschnitt«, sagte Höfer.

Die rund 350 Firmen in Sachsen und Thüringen erwirtschafteten einen Jahresumsatz von 1,8 Milliarden Euro. Das Plus führt der vti-Geschäftsführer auf den rasant wachsenden Markt technischer Textilien zurück. Diese Stoffe und Gewebe kommen unter anderem in Türinnenverkleidungen und Kabelummantelungen im Fahrzeugbau genauso zum Einsatz wie in der Bauindustrie und im Gesundheitswesen.

Nach Angaben des gesamtdeutschen Verbands textil+mode haben die deutschen Unternehmen 2015 ihre Position als Weltmarktführer bei den technischen Textilien ausbauen können. »Durch die innovativen High-Tech-Produkte verliert unsere Traditionsbranche das verstaubte Image«, sagte Höfer. Die Wende komme jedoch fast zu spät. Der Nachwuchs fehle. Von den rund 300 Ausbildungsplätzen in Sachsen und Thüringen könne derzeit ein knappes Drittel nicht besetzt werden, so der vti-Geschäftsführer.

Deshalb schaut sich auch der vti im Auftrag seiner Mitgliedsfirmen in Polen, Tschechien und anderen EU-Staaten nach Lehrlingen um. Außerdem gibt es die Idee, Migranten in den nächsten Ausbildungsjahrgang ab September 2016 aufzunehmen. »Die ersten Schritte sind gemacht. Jetzt müssen die Interessenten Deutsch lernen«, sagte Höfer. Der vti vertritt die Interessen von 180 überwiegend mittelständischen Unternehmen.

Neben den technischen Textilien sind die zwei weiteren Standbeine der Textil- und Bekleidungsindustrie die Herstellung von Heimtextilien sowie Mode und Bekleidung. Die Lausitzer Textilunternehmen produzieren unter anderem Damaste, Frottierwaren, traditionelle Leinengewebe, technische Gurte und Bänder, Stoffe für Schutzbekleidungen, Schuhe und Markisen, seltene Wollgarne sowie Hygiene- und Bautextilien. Außerhalb der Oberlausitz sind das Erzgebirge und Vogtland Schwerpunkte sächsischer Textilindustrie.

Hier sind rund 12 000 Beschäftigte tätig, in Thüringen 2500. Die Region gehört neben Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen zu den vier großen deutschen Textilstandorten. dpa/nd

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