«So geht sächsisch» weiter

Freistaat hält an Imagekampagne fest - emotionale Debatte im Landtag

  • Lesedauer: 3 Min.
Sachsens Imagekampagne soll «typisch sächsische Tugenden» wie Gastfreundschaft vermitteln. Nach Angriffen auf Flüchtlinge und ihre Unterkünfte ist die Kampagne umstritten.

Dresden. Sachsen will trotz rassistischer Übergriffe an seiner umstrittenen Imagekampagne «So geht sächsisch» festhalten. Zugleich kündigte Staatskanzleichef Fritz Jaeckel (CDU) am Donnerstag im Landtag eine inhaltliche Neuausrichtung an. «Es wird kein einfaches »Weiter so!« geben. »Wir werden die Kampagne künftig noch viel stärker als bisher mit Geschichten zu Wort kommen lassen«, erklärte der Minister. Die Geschichten sollten ein differenziertes Bild von Sachsen zeichnen. Den Bildern, die zuletzt um die Welt gingen, müsse etwas entgegengesetzt werden: »Und genau das leistet die Kampagne.« Man dürfe auf sie nicht verzichten.

Zuvor hatte die LINKE kein gutes Haar an der Kampagne gelassen. Sie hält den Werbeauftritt angesichts der fremdenfeindlichen Stimmung im Freistaat für nicht länger tragbar. »›So geht sächsisch‹ geht nicht mehr, weil ›So geht sächsisch‹ inhaltsleer ist«, sagte der Abgeordnete Sebastian Scheel in einer sehr emotionsgeladenen Debatte. Der Slogan habe keine eigene Aussagekraft. Am Ende laufe man Gefahr, sich lächerlich zu machen. Hochglanzbroschüren und Videos würden Parallelwelten zeigen. Ein besseres Image könne Sachsen nur durch Handeln erringen. Scheel forderte ein sofortiges Ende der Kampagne. Das Geld sollte für Demokratieförderung ausgegeben werden.

Nach den Worten von Jaeckel hat die Kampagne bisher 32 Millionen Euro gekostet. Er hielt das für gut angelegtes Geld. »Es wird auch nicht verschleudert oder irgendwie in irgendwelche Gefälligkeiten gesteckt«, konterte er Vorwürfe der LINKEN und hielt ihnen vor, die Kampagne zu diffamieren. Er räumte aber ein, dass das Image Sachsens durch die Vorgänge beschädigt sei. Erste Auswirkungen habe man im Tourismus und in der Wirtschaft schon gespürt: »Gerade in einer solchen Situation ist es wichtig und entscheidend, den Stereotypen, die über Sachsen verbreitet werden, in der Berichterstattung und in den Köpfen der Menschen etwas entgegenzusetzen.«

Weniger offensiv verteidigte der Koalitionspartner SPD die Kampagne. Führende Genossen hatten sich zuletzt bereits festgelegt. Vize-Regierungschef Martin Dulig (SPD) hatte sie als »tot« bezeichnet, Fraktionschef Dirk Panter unverhohlen von einer »Karikatur« gesprochen. Am Donnerstag ging der Abgeordnete Mario Pecher auf vertragliche Verpflichtungen ein, die mit der Kampagne verbunden seien. Bei einer »Vollbremsung« wären die Kosten höher, als die Kampagne laufen zu lassen.

Grünen-Politikerin Franziska Schubert ging unter anderem auf die große Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit ein. Sachsens Bekanntheitsgrad sei zuletzt rapide nach oben geschnellt. Das verdanke man aber nicht der Kampagne, sondern den fremdenfeindlichen Vorfälle, die beschämend seien. Die Imagekampagne lasse sich davon nicht getrennt betrachten: »Man könnte natürlich vor einem Werbeclip für Sachsen den Hinweis schalten: ›Bitte betrachten Sie diesen Clip losgelöst von den fremdenfeindlichen Ereignissen‹«, sagte Schubert ironisch.

AfD-Fraktionschefin Frauke Petry sprach sich gegen eine Weiterführung der Kampagne aus, wollte aber das Geld nicht für Demokratieförderung ausgeben. dpa/nd

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