BVG setzt weiter auf Oldtimer im Untergrund

Sanierung von 50 Jahre alten U-Bahn-Wagen ausgeschrieben / Fahrzeugbestand knapp / Neuer Kleinprofilzug mit »Blumenbrettern« auf der U5

  • Lesedauer: 2 Min.
Für Nostalgiker bietet das Berliner U-Bahnnetz einiges - auch beim rollenden Material. Manche Züge sind bereits über 50 Jahre alt - und müssen nach nd-Informationen noch einige Jahre länger durchalten.

Sie sind rollende Technikdenkmale, die täglich auf den U-Bahnlinien U 1 bis U 4 in Berlin verkehrenden Züge der Baureihe A3E. Nun haben nach Informationen des »neuen deutschland« die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) die Sanierung von U-Bahnzügen der Baujahre 1964 bis 1966 ausgeschrieben. Bei bis zu 20 Doppeltriebwagen sollen ab Juni die Wagenkästen instand gesetzt werden. Normalerweise ergibt das eine Verlängerung der Lebensdauer von zehn bis 15 Jahren. Ohne diesen Schritt reichte der jetzt schon sehr knappe Fahrzeugbestand vorne und hinten nicht. »Wir brauchen Reserven für den Betrieb«, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz dem »nd«. Zwar fährt gerade ein Prototyp der neuen Baureihe Ik, deren Bestellung dient aber nur dem Ersatz von kaum zu sanierenden Zügen aus den 1970er und 1980er Jahren. Noch stärker ist der Wagenmangel auf den Großprofillinien U 5 bis U 9. »Die Ausschreibung für neue Züge wird sehr bald veröffentlicht«, kündigt Reetz an. Durchgängige Vier- und Sechswagenzüge sind vorgesehen. Bis allein die Prototypen da sind, dauert es drei bis vier Jahre.

Bereits Ende des Jahres sollen auf die U 5 als Notlösung angepasste Züge der neuen Kleinprofilbaureihe Ik kommen. Da sie schmaler sind, erhalten sie Profile, um den Spalt zwischen Zug und Bahnsteig zu verkleinern (»Blumenbretter« wurde diese Lösung nach dem Zweiten Weltkrieg genannt, als schon einmal Kleinprofilzüge auf den Großprofillinien zum Einsatz kamen). Nostalgisch wird es auch ab Oktober auf der U 55, dem Stummel zwischen Brandenburger Tor und Hauptbahnhof. Dort soll ein Zug von 1956 zum Einsatz kommen, der momentan ertüchtigt wird. Die noch dort fahrenden moderneren Wagen sollen die Knappheit auf anderen Linien lindern. Künftig soll die frisch gegründete Finanzierungsgesellschaft der BVG ermöglichen, Züge dann zu kaufen, wenn sie benötigt werden. Bis dahin wird noch viel Improvisationstalent benötigt werden. nd

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