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Mythos Gefahrengebiet

MEINE SICHT

  • Johanna Treblin
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Rigaer Straße gilt als sogenannter kriminalitätsbelasteter Ort, über dessen nähere Bestimmung Politik und Verwaltung allerdings nicht sprechen dürfen. Die Rigaer Straße selbst hingegen ist wesentlich häufiger Thema im Abgeordnetenhaus und in den Medien. Grund sind nicht nur Anhänger der linken Szene, wenn sie sich beispielsweise mit Kontaktbereichsbeamten der Polizei anlegen. Grund ist auch Innensenator Frank Henkel (CDU), der schon mal 500 Polizisten vorbeischickt, um sich in den Häusern nach gefährlichen Gegenständen umzusehen. Bei Debatten um den überzogenen Polizeieinsatz im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses wird der Friedrichshain-Kreuzberger CDU-Abgeordnete Kurt Wansner gerne mal leidenschaftlich und nennt die Rigaer-Bewohner »Terroristen«.

Ist es etwas ruhiger um die Hausprojekte geworden, springt Tom Schreiber ein. Obwohl es so wirken mag, ist Schreiber kein CDU-, sondern ein SPD-Abgeordneter. Linke Hausbesetzer und deren Erben sind ihm allerdings offenbar genauso fremd wie sie es Henkel sind. Das wird durch seine aktuellen Schriftlichen Anfragen an die Innenverwaltung zum Thema deutlich.

Ob Schreiber es in der Rigaer Straße allerdings tatsächlich für so gefährlich hält, dass er sich dort nur zusammen mit 14 Polizisten hineintraut, oder ob der Aufmarsch einzig der Inszenierung für das Boulevardblatt »Focus« diente, bleibt ungeklärt. Der Auftritt nutzt auf jeden Fall Schreibers Image als Feind Nr. 2 der Rigaer-Crew und ihrer Sympathisanten. Außerdem hat Schreiber wohl Ambitionen als künftiger Innensenator der Hauptstadt anzutreten. Dazu nährt Schreiber den Mythos »Gefahrengebiet Rigaer« weiter, der letztlich auch seiner andauernden Selbstinszenierung nutzt.

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