Völkisches Słubice hetzt gegen Fremde

Am 7. Mai soll es eine Demonstration gegen Flüchtlinge geben. Der Bürgermeister von Słubice und der Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder) warnen vor Intoleranz.

Eine Gruppe «Völkisches Słubice» macht Stimmung gegen Flüchtlinge, die in Frankfurt (Oder) untergebracht sind und angeblich eine Gefahr für die Einwohner von Słubice auf der anderen Seite der Grenze darstellen. Am 7. Mai soll es in Słubice eine große Demonstration geben. Das Motto: «Die Polen lehnen Immigranten ab». Das berichtet die Märkische Oderzeitung« (MOZ). Sie zitiert einen Bewohner von Słubice: »Die Gruppe besteht unter anderem aus aggressiven Anhängern der Speedwayvereine in Gorzów und Zielona Góra.«

Die Polizei rechne mit zahlreichen Teilnehmern. Auf der Rednerliste stehe Słubices Ex-Bürgermeister Ryzard Bodziacki, informiert die »MOZ«. Bodziacki habe bei der Parlamentswahl im Herbst für die Bewegung des Rocksängers Pawel Kukiz kandidiert, zu der Rechtsextreme gehören.

Mit »Besorgnis« registrieren das alles der aktuelle Bürgermeister von Słubice, Tomasz Ciszewicz, und Frankfurts Oberbürgermeister Martin Wilke (parteilos). In einem Offenen Brief schreiben sie: »Die Unterteilung von Menschen in ›unsere‹ und ›Fremde‹ zielt darauf ab, Menschen gegeneinander aufzuhetzen. Dem stellen wir uns entgegen. Frankfurt (Oder) und Słubice sind heute gerade deswegen ein Vorbild deutsch-polnischer Verständigung, weil wir uns für die ›Fremden‹ geöffnet haben und ganz bewusst die Mauern aus Vorurteilen und Stereotypen in unseren Köpfen abgebaut haben. Auf diesem Boden haben wir die Doppelstadt aufgebaut, die sich heute der Europa-Universität in Frankfurt (Oder) und des Collegium Polonicum in Słubice rühmt, einer grenzüberschreitenden Busverbindung, eines gemeinsamen Fernwärmenetzes sowie dessen, dass die jungen Einwohner beider Städte unsere Kitas und Schulen gemeinsam besuchen.«

Der Brief wurde in deutscher und polnischer Sprache veröffentlicht. Unterschrieben haben auch die Vorsitzenden der beiden Kommunalparlamente sowie Krzysztof Wojciechowski, Verwaltungsdirektor des Collegium Polonicum, und Professor Alexander Wöll, Präsident der Europa-Universität Viadrina.

Im Juni begehe man den 25. Jahrestag der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages, erinnern die sechs Unterzeichner. »So wie wir irgendwann daran glaubten, dass die Nachbarschaft mit den ›Fremden‹ vom anderen Oderufer gelingen kann, so sind wir heute davon überzeugt, dass die Flüchtlinge, die sich in Europa vor Krieg und Verfolgung in Sicherheit bringen, zusammen mit uns den nächsten Vertrag über gute Nachbarschaft schreiben werden.« Frankfurt (Oder) und Słubice seien multikulturelle Städte, in denen sich Studenten aus vielen Ländern wohl fühlen. Toleranz allein reiche zwar nicht aus, »um allen Ängsten zu begegnen«. Doch das Fehlen von Toleranz sei »stets eine Quelle von Fanatismus«, und Fanatismus habe noch nie etwas Gutes hervorgebracht.

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