Armenien-Resolution: Türkei warnt Bundestag

Ab 2. Juni will der Bundestag die Verbrechen als Völkermord bezeichnen / Botschafter Hüseyin Avni Karslioglu protestiert: »Es ist nicht Aufgabe der nationalen Parlamente, über die Geschichte zu urteilen«

  • Lesedauer: 2 Min.
Aus Rücksicht auf die türkische Regierung hat die Bundesregierung noch immer nicht ihre Resolution verabschiedet, die die Verbrechen der Türkei an den Armeniern zwischen 1915 und 1918 als Völkermord bezeichnet.

Berlin. Die Türkei will verhindern, dass der Bundestag die Vertreibung und Vernichtung von Armeniern vor 100 Jahren als Völkermord verurteilt. »Es ist nicht Aufgabe der nationalen Parlamente, über die Geschichte zu urteilen«, sagte der türkische Botschafter in Deutschland, Hüseyin Avni Karslioglu, der »Rheinischen Post« (Montagsausgabe). Die Bezeichnung Genozid sei ein durch die Genfer Konvention definierter Rechtsbegriff, über den nur ein internationales Gericht entscheiden könne.

Karslioglu warnte, es sei »fragwürdig, wie der Bundestag mit einer Entschließung, in der diese Ereignisse als Völkermord bezeichnet werden, zur Normalisierung der Beziehungen zwischen der Türkei und Armenien beitragen« könne. Vielmehr sollten »zwei Völker dazu ermuntert werden, im Hinblick auf diesen tragischen Abschnitt der Geschichte zusammenzuarbeiten«. Der türkische Botschafter verwies auf den Vorschlag seiner Regierung, eine gemeinsame Historikerkommission einzurichten.

Zwischen 1915 und 1918 wurden im damaligen Osmanischen Reich bis zu 1,5 Millionen Armenier, Aramäer, Assyrer und Pontos-Griechen vertrieben und getötet. Ursprünglich wollte der Bundestag bereits im vergangenen Jahr eine Resolution zu den Verbrechen verabschieden. Die Regierungskoalition brachte einen bereits formulierten Entwurf mit Rücksicht auf die Türkei aber nicht zur Abstimmung. Derzeit wird an einem neuen Entwurf gearbeitet, den der Bundestag nach Angaben von SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann am 2. Juni verabschieden soll.

Die Türkei lehnt die Bezeichnung Völkermord für die Verbrechen im Osmanischen Reich bis heute ab. Zum 100. Jahrestag des Beginns der Massaker und Vertreibungen vor einem Jahr sprachen Bundespräsident Joachim Gauck und Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) jedoch bereits von Völkermord. epd/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal