»Bei uns gibt’s keine Siegprämien - nur die Ehre«

Die Veranstalter des 44. GutsMuths-Rennsteiglauf wollen am 21. Mai den Teilnehmerrekord wackeln lassen

  • Lesedauer: 4 Min.

Ecken Sie als laufender Präsident und laufender leitender Ministerialer nicht ab und an doch irgendwo an?

Im Gegenteil. Wenn ich nicht zwei, drei Mal die Woche laufe, bin ich auch insgesamt nicht gut drauf.

Wie sieht Ihre Frau eine so bewegte Woche?

Auch entspannt. Meine Sabine hat sogar einen Supermarathon (72,7 km - d.R.) mehr auf ihrem Konto als ich.

Wann holen Sie sie ein?

Da bin ich inzwischen skeptisch. Mein Knie ist nicht mehr das allerbeste. Werde den »langen Kanten« wohl auch diesmal auslassen müssen.

Sie kamen 1991 aus dem Westen vertraglich für ein Jahr nach Thüringen. Warum sind Sie bis heute geblieben?

Wir waren jung und zu Hause noch nicht verwurzelt. Uns gefiel die Arbeit hier, die Aufbruchstimmung, uns gefiel Thüringen.

Und was gefiel Ihnen am Rennsteiglauf?

Wohl das Gleiche, was all denen gefällt, die alljährlich zu ihm zurückkehren: das sportliche Naturerlebnis und die herzliche Volksfeststimmung, die Verbundenheit der Menschen hier mit dem Lauf - man denke allein an die vielen hundert Ehrenamtlichen - sowie die Wertschätzung aller untereinander.

Aber das ist bei anderen großen Laufveranstaltungen doch ganz ähnlich, oder?

Wir haben inzwischen über 1000 Läuferinnen und Läufer, die 25 Mal und mehr dabei waren. Anderswo gilt man schon mit zehn Starts als Traditionsläufer. Anderswo geht es auch um Siegprämien, bei uns allein um die Ehre. Anderswo gibt es Elektrolytgetränke, bei uns ist unterwegs Haferschleim der Renner, und wer will, bekommt auch ein Fettbrot auf die Hand.

Warum konnte sich der Rennsteiglauf als einzige Sport-Großveranstaltung aus DDR-Zeiten nach 1990 halten?

Also erst einmal ist es schade, dass es wohl die einzige geblieben ist. Aber der Rennsteiglauf war von Beginn an mit der Region auf besondere Weise verwachsen. Seine Initiatoren und Unterstützer zeichnete echter Pioniergeist und Enthusiasmus aus. Deshalb suchte man, als es in den 90ern kriselte, auch keinen privaten Retter von außen. Sondern man gründete selbstbewusst den Verein als Veranstalter und später eine GmbH für die laufenden Geschäfte.

Gesundes Erfolgsstreben, sportliche Ausdauer halfen also auch im normalen Leben weiter?

Ursächlich ganz sicher. Inzwischen ist die Veranstaltung aber auch zu einem echten Wirtschaftsfaktor geworden. Zwei Drittel der Teilnehmer sind nicht aus Thüringen. Allein das macht schon etwa 14 000 Übernachtungen. Alle beköstigen sich irgendwie, manche bleiben auch länger. Tausende machen Party innerhalb des Rahmenprogramms. Und fast alles liefert die regionale Wirtschaft. Das gibt ihr ebenso Sicherheit wie uns als Veranstalter.

Der Super-Marathon auf dem Rennsteig gilt in Europa als die Mutter aller Ultraläufe, der Marathon ist inzwischen laut Internetumfrage in der Szene europaweit der beliebteste, der Halbmarathon droht aus den Nähten zu platzen. Das klingt fast wie ein Selbstläufer.

Läuferinnen und Läufer wissen, dass Selbstlauf nie funktioniert. Und auch bei uns als Organisatoren waren oder sind fast alle aktiv.

Wie viele werden bei der 44. Auflage des Rennsteiglaufs am 21. Mai auf den je drei Lauf- sowie Wanderstrecken starten?

Mit derzeit bereits über 17 000 Meldungen liegen wir fast auf dem bisherigen Höchstniveau des 40., also unseres Jubiläumslaufes von 2012. Der Rekord könnte wackeln.

Wie ist die Wetterlage, bis vor Kurzem war es auf Kammlagen teilweise noch winterlich?

Ich denke, dass die Wege in den nächsten Tagen weiter abtrocknen. Doch Rennsteigläuferinnen und -läufer hielt und hält sowieso nichts auf. Das Ziel lockt. Und es bleibt dabei: Das schönste Ziel der Welt heißt Schmiedefeld.

neues deutschland ist auf allen Strecken des Rennsteiglaufs zum 13. Mal mit einer Mannschaft sowie mit einem Stand im Zielgelände dabei. Anmeldungen für das nd-team: Senden Sie Name, Adresse und gegebenenfalls die T-Shirt-Größe an: rennsteiglauf@nd-online.de oder Telefon (030) 29 78 1655, Fax: -1600 oder neues deutschland, Stichwort: Rennsteiglauf, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin.

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