Interessenvertretung der Mieter in großen Wohnblocks zu beiderseitigem Nutzen

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Obwohl es offiziell kein Recht der Mieter auf Mitwirkung an Hausangelegenheiten gibt, haben sich dennoch in manchen Großstädten Interessenvertretungen der Mieter entwickelt, die Mieterbeiräte. Das sind ehrenamtliche Gremien, in denen von Hausbewohnern gewählte aktive Mieter mitarbeiten, die ihren Mitbewohnern mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn es um die Hausordnung, um Mieterhöhungen, Abrechnung der Betriebskosten, um Modernisierungsvorhaben usw. geht.
Weitsichtige Wohnungsverwaltungen u. a. in Berlin haben längst erkannt, dass die Tätigkeit solcher Beiräte auch für sie vorteilhaft ist.
Mieterbeiräte können für ein partnerschaftliches Mietverhältnis zwischen Vermieter und Mieter eine Beziehung schaffen, die durch gegenseitiges Vertrauen und Respektierung der gegenseitigen Rechte und Pflichten geprägt ist. So gibt es weniger Streit um Probleme, die gemeinsam zwischen dem Mieterbeirat und der Hausverwaltung geklärt werden können, obwohl der Beirat keine Entscheidungsbefugnisse hat. Die Mitglieder von Mieterbeiräten sind zumeist Mieter, die sich intensiv mit dem Mietrecht vertraut gemacht haben. Sie bieten verunsicherten Mitbewohnern mehr Sicherheit in allen Fragen des Hauses, ohne dass sie die Funktionen eines Mietervereins übernehmen. Aber die Zusammenarbeit mit Mietervereinen oder die Mitgliedschaft ist auf jeden Fall anzuraten.
In Berlin fand gerade die Wahl des Mieterbeirates Karl-Marx-Allee statt. Es handelt sich bereits um die fünfte Wahlperiode, dieses aktiven Beirates, der für mehrere Wohnblocks zuständig ist. Entsprechend seiner Satzung werden alle seine ehrenamtlichen Mitglieder in geheimer und unmittelbarer Wahl gewählt. Auf Mieter jeder Wohnung entfällt dabei jeweils eine Stimme.
Die Wahl erfolgte als Briefwahl Mitte November. Die öffentliche Auszählung der Stimmen fand im Versammlungsraum des Mieterbeirates statt, den die Wohnungsverwaltung bereitgestellt hat. Die nun gewählten Mitarbeiter werden bis zur nächsten Wahl im Herbst 2009 tätig sein. Der ähnliche Berliner Mieterbeirat »Singerhöfe«, der für rund tausend Mieterparteien tätig ist, arbeitet erfolgreich mit der Wohnungsbaugesellschaft Mitte und auch mit dem Berliner Mieterverein zusammen. Die kommunale Wohnungsbaugesellschaft stellte kostenlos einen Beratungsraum zur Verfügung, sie fördert die Arbeit des Beirates mit einer Kostenbeihilfe. Dafür konnten ein PC und Büromaterial angeschafft werden. Seit mehreren Jahren hat der Beirat eine Arbeitsgruppe, die sich mit der Analyse von Betriebskosten beschäftigt. Durch ihre Arbeit konnte zum Beispiel unberechtigt erhobenes Wassergeld in Höhe von rund 6000 Euro, in Zusammenarbeit mit dem Mieterverein, zurückgefordert werden.
Weil sich solche Mieterbeiräte in Berlin bewährt haben, ist die Förderung dieser ehrenamtlichen Tätigkeit sogar im Entwurf der Koalitionsvereinbarung des Berliner Senats vorgesehen. Auch in Greifswald und Wuppertal, um zwei Beisiele zu nennen, gibt es Mieterbeiräte. Wer Internetanschluss hat, findet unter dem Stichwort Mieterbeiräte weitere Informationen bei Google. rdt.

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