Späte Ehrung für den Ufo-Vater

Auf Rügen sollen Rettungsturm und Kurmuschel von Ulrich Müther saniert werden

  • Martina Rathke, Binz
  • Lesedauer: 2 Min.
Mit seinen gewölbten Betonschalen war Baumeister Ulrich Müther ein ganz besonderer DDR-Architekt. Nun werden zwei Bauten auf Rügen (Mecklenburg-Vorpommern) denkmalgerecht saniert.

Der international angesehene Baumeister Ulrich Müther (1934-2007) soll jetzt auch in seiner Heimat, der Insel Rügen, mehr Beachtung erfahren. Der einem Ufo ähnliche Rettungsturm an der Strandpromenade von Binz und die Kurmuschel in Sassnitz werden mit Hilfe der Wüstenrot-Stiftung bis Sommer 2017 saniert. Die Schalenbauten Müthers hätten einen hohen geschichtlichen und künstlerischen Wert, begründete der Geschäftsführer der Wüstenrot-Stiftung, Philip Kurz, in Binz die Förderung. Für den Rettungsturm stellt die Stiftung mehr als 200 000 Euro, für die Kurmuschel mehr als 300 000 bereit.

Müther war Spezialist für Betonschalen. Von ihm stammen zum Beispiel der »Teepott« in Rostock-Warnemünde, das inzwischen abgerissene »Ahornblatt« in Berlin sowie Bauten in Kuwait oder Helsinki. Er entwarf seit 1963 mehr als 50 sogenannte Hypar-Schalenbauten und errang damit internationale Aufmerksamkeit. Auf Rügen sind von Müther zwölf Bauten erhalten. Einige wurden nach der Wende als lästiges DDR-Erbe abgerissen - wie zum Beispiel ein Rettungsturm in Binz, der 1993 dem Neubau der Seebrücke weichen musste.

Müthers gewölbte Betonschalen haben eine spektakuläre Form. »Müther hat konstruktiv ausgereizt, was technisch ging«, sagte der Bauexperte Steffen Obermann, der an einer Machbarkeitsstudie zur denkmalgerechten Sanierung der beiden Müther-Bauten mitgewirkt hatte. Mit teilweise nur vier Zentimeter dicken, gewölbten Betonschalen entzog er sich dem gängigen Senkrecht und Waagerecht in der DDR-Architektur und konstruierte Betonbauten von einer großen Leichtigkeit.

Die Wüstenrot Stiftung - spezialisiert auf den Erhalt des Kulturerbes der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts - will nach Angaben von Geschäftsführer Kurz das bauliche Erbe Müthers wieder stärker in das öffentliche Bewusstsein rücken. Nach Abschluss der Planungen soll im Herbst mit der Sanierung des 1981/82 erbauten Rettungsturmes und der 1986 erbauten Kurmuschel begonnen werden. Dabei müsse vor allem der Rettungsturm in Einklang mit den heutigen Anforderungen an Belüftung und Heizung gebracht werden, sagte Obermann. Die Fassaden müssten dem rauen Seeklima standhalten können. Konstruktiv seien die Gebäude in einem guten Zustand.

Die Gemeinde Binz, die 2015 einen Platz nach dem im Seebad geborenen Müther benannt hatte, will nach Angaben von Bürgermeister Karsten Schneider den Rettungsturm als Trauzimmer nutzen. Brautpaare sollen hier mit Blick auf die Ostsee in die Ehe starten können, sagte Schneider. In Sassnitz will die Gemeinde parallel zur Sanierung der Kurmuschel den Kurplatz erneuern lassen. dpa/nd

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