Nicht öfter, aber heftiger

Wie der Klimawandel die Unwettergefahr erhöht

  • Sebastian Bronst, Hamburg
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Frage nach den Ursachen von schweren Unwettern wird in Zeiten des Klimawandels gern gestellt. Hängen verheerende Gewitterregen wie die aus der Nacht zu Montag in Süddeutschland mit dem Treibhauseffekt zusammen? Nein, sagt der Deutsche Wetterdienst (DWD), im konkreten Fall nicht. Aber durch ihn drohten künftig noch stärkere Unwetter.

Verantwortlich für die dramatischen Ereignisse in Schwäbisch Gmünd, Braunsbach oder Weißbach sei nicht der Klimawandel gewesen, betonte DWD-Meteorologe Andreas Friedrich am Montag in Offenbach. »Nein, das ist das chaotische System Atmosphäre - solche Starkniederschläge gab es auch in früheren Jahrzehnten immer wieder.« Nach Angaben der DWD-Experten war es eine eher ungewöhnliche Kombination aus feucht-warmen Luftmassen und einem Tiefdruckgebiet mit sehr wenig Wind. Diese sorgte dafür, dass sich eine Gewitterlinie bildete, die stellenweise kaum vorankam. Gerade nahe des Drehzentrums des über Süddeutschland rotierenden Tiefs »Elvira« entluden Gewitterzellen riesige Regenmengen über einem kleinem Gebiet.

Die DWD-Messstation in Jagst meldeten in zwölf Stunden 93 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, die Stationen in Öhringen (beide Baden-Württemberg) und Birkenau (Hessen) je 78 Liter. Deutschlandweit fielen im April - bei sehr großen örtlichen Schwankungen - im Schnitt 58 Liter.

Starkregenunwetter werden den Prognosen zufolge nicht prinzipiell häufiger auftreten, könnten im Einzelfall aber stärker werden. »In den nächsten Jahrzehnten sind nicht mehr, aber heftigere Schwergewitter zu erwarten«, so Friedrich. Der Grund liegt in physikalischen Zusammenhängen: Wie viel Wasserdampf und damit potenzieller Niederschlag in der Luftsäule gespeichert werden kann, hängt von der Temperatur ab. Je wärmer die Luft, desto mehr Wasser kann sie transportieren.

Allerdings wird die Luft über Deutschland auch in Zukunft nicht ständig feucht sein, im Gegenteil. Gerade der Klimawandel wird laut DWD zu ausgeprägteren Dürre- und Hitzeperioden führen. Das sagen Untersuchungen zu regionalen Auswirkungen des Klimawandels voraus, wie sie das Karlsruher Institut für Technologie 2015 für das jetzt besonders betroffene Baden-Württemberg anfertigte. So werden sich die Niederschlagsmengen im Gesamtjahr kaum ändern, aber anders verteilen.

In vielen Regionen des Bundeslands dürfte die Wahrscheinlichkeit für intensivere sommerliche Starkniederschläge bis 2040 steigen. Zugleich wird es mehr Jahre geben, in denen sich sehr nasse und sehr trockene Perioden abwechseln. Die Gefahr von Überflutungen durch Winterhochwasser dürfte steigen, weil mehr Schnee als Regen fällt. AFP/nd

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