Uber saugt sich mit Ölgeld voll

Saudi-arabischer Staatsfonds investiert 3,5 Milliarden Dollar in den Fahrdienstvermittler

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 3 Min.
Saudi-Arabien investiert massiv in den USA. Die 3,5 Milliarden, die nun in den Taxidienst Uber fließen, sind nur ein kleiner Teil von Riads US-Beteiligungen - die zunehmend als politisches Druckmittel dienen.

Der US-amerikanische Fahrdienstvermittler Uber hat vom saudi-arabischen staatlichen Investitionsfonds umgerechnet 3,1 Milliarden Euro erhalten. Damit wird einerseits das aggressive Vorgehen von Uber auf einem umkämpften Markt deutlich - andererseits das Interesse der Saudis, sich vom Ölgeschäft zu lösen.

»Wir bedanken uns für das Vertrauen und werden unsere weltweite Präsenz weiter ausbauen«, erklärte Uber-Mitgründer und Geschäftsführer Tavis Kalanick. »Unsere Erfahrungen in Saudi-Arabien sind ein gutes Beispiel dafür, wie Fahrgäste, Fahrer und Städte von Uber profitieren. Wir freuen uns darauf, mit der Partnerschaft den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel zu unterstützen.«

Hilfe aus Brüssel

Brüssel. Die EU-Kommission stärkt Anbieter von »Sharing Economy« wie Uber oder den Zimmervermittler Airbnb. Deren Praktiken seien eine Chance, so Binnenmarktkommissarin Elzbieta Bienkowska.

Die Kommission veröffentlichte einen Katalog der diesbezüglich bestehenden EU-Gesetze. Es soll eine Vereinheitlichung angestrebt werden. Rechtlich verbindlich sind die Leitlinien aber nicht.

Die uneinheitlichen Regulierungen bremse die Innovation und schaffe brächten Unsicherheit für herkömmliche Unternehmen, neue Anbieter und Verbraucher.
Die Kommission rät, keine eigenen Genehmigungs- oder Zulassungspflichten für solche Geschäftsmodelle anzuwenden. Plattformen, die zwischen Verbrauchern und Anbietern Dienste vermitteln, sollten nicht belastet werden. Verbote seien »das letzte Mittel«.

Solche Plattformen sollten auch nicht für Drittangebote haften, die sie vermitteln. Nur Anbieter, die sowohl Vermittlung als auch Dienstleistung übernehmen, seien an die üblichen Haftungs- und Verbraucherschutzregeln gebunden.

Das unternehmernahe Institut der deutschen Wirtschaft in Köln lobt die Initiative. Grundsätzliche unterstützt wird diese auch von der SPD-Europaabgeordneten Evelyne Gebhardt. Allerdings dürften solche Modelle nicht zu prekärer Beschäftigung führen. AFP/nd

Yasir Al Rumayyan, Direktor des Fonds, wird nun in den Uber-Verwaltungsrat einziehen. »Wir haben mit eigenen Augen gesehen, wie dieses Unternehmen die urbane Mobilität weltweit fördert. Wir freuen uns, daran teilzuhaben.« Uber wird - auch durch diese Investition - inzwischen auf 68 Milliarden Dollar bewertet, ist also um 20 Milliarden wertvoller als bei General Motors (GM), der größte Autobauer der USA.

Uber hat in den sechs Jahren seit seiner Gründung bereits Investitionsgelder von über 11 Milliarden Dollar eingeworben. Damit ist es das wertvollste Unternehmen im Silicon Valley, das nicht an der Börse notiert ist. Das Geld wird für die weltweite Expansion genutzt. Uber ist bis jetzt in 460 Städten in 69 Ländern vertreten. Die Aktivitäten führen jedoch auch oft zu Problemen mit den Behörden und Taxigewerkschaften. Sicherheit im öffentlichen Verkehr und Wettbewerbsregeln werden als Argumente angeführt.

In China sieht sich Uber zudem einem besonders harten Wettbewerb ausgesetzt. Dort sollen die saudischen Investitionsgelder nun in erster Linie genutzt werden. Die Präsidentin des Konkurrenten und Carsharinganbieters Didi Chuxing, Jean Liu, erklärte am Mittwoch in Kalifornien, sie wolle mehr als 3,5 Milliarden an Investitionen einwerben, um Uber in China zu bekämpfen.

Uber hat nach eigenen Angaben bislang 250 Millionen Dollar im Nahen Osten investiert. 19 000 Fahrer und 400 000 Fahrgäste stellen im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um 500 Prozent dar. Fahrerinnen will das Unternehmen auch in Zukunft in Saudi-Arabien nicht einstellen; bis dato sind Frauen in dem Land auch gar nicht zum Autofahren berechtigt. Doch Unternehmenssprecherin Jill Hazelbaker gab an, dass 80 Prozent der Fahrgäste in dem Land Frauen seien, also von dem Angebot profitieren. »Natürlich denken wir, dass es Frauen dort erlaubt sein sollte, selbst zu fahren. Doch bis dahin erhöhen wir ihre Mobilität - und darauf sind wir sehr stolz.«

Der Staatsfonds hat mit dem Abschluss seine bislang größte Einzelinvestition von Risikokapital getätigt. Das Königreich will sich von seiner Abhängigkeit vom Ölverkauf lösen. Der geplante Börsengang der staatlichen Ölgesellschaft Aramco soll zwei Billionen Dollar einbringen. Das Geld soll der Infrastruktur und wirtschaftlichen Entwicklung dienen.

In den USA hat der Staatsfonds einschließlich der Uber-Investition rund 750 Milliarden Dollar angelegt. Riad droht mit einem Abzug der Mittel, sollte es Opfern der Anschläge vom 11. September 2001 erlaubt werden, das Königreich wegen seiner möglichen Verstrickung zu verklagen. Der Senat hat das im Mai beschlossen, das Repräsentantenhaus muss noch entscheiden. Präsident Barack Obama hat sich gegen das Gesetz ausgesprochen. Obamas ehemaliger Stratege David Plouffe sitzt inzwischen im Uber-Verwaltungsrat und hat die Investition des saudischen Staatsfonds eingeleitet.

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