Erste Blue- und Black-Planet-Preise

Texanische Umweltaktivistin erhält Auszeichnung für ihr Engagement

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Stiftung »Ethik und Ökonomie«, kurz ethecon, hat am Wochenende in Berlin erstmals ihren Positivpreis »blue planet award« an Diane Wilson aus den USA vergeben - den Schmähpreis, den »black planet award«, erhielt der Monsanto-Konzern.
Überwältigt und geehrt nahm Diane Wilson ihren Preis am Samstag in Berlin entgegen. Die Stiftung »ethecon« ehrte die Umweltaktivistin aus Texas, weil sie mit helfe, dass der blaue Planet grün bleibt. Den Schmähpreis »black planet award« für den Monsanto-Konzern wolle sie gleich in die USA mitnehmen, um ihn dort der Konzernzentrale übergeben zu können, sagte die für Umwelt und Menschenrechte engagierte Amerikanerin.
In ihrer Heimat »Calhoun County« kämpft die 57-Jährige Krabbenfischerin seit 1989 gegen die Chemie-Industrie. Die Gegend um ihr kleines Fischerdorf Seadrift am mexikanischen Golf galt damals als das verseuchteste Gebiet der USA. Sechs Chemiekonzerne, unter ihnen DuPont und BP Chemicals, leiteten riesige Mengen an giftigen Abwässern ins Meer, die mit hoch gefährlichen Substanzen wie Arsen und Cadmium kontaminiert waren. Diane Wilson erkannte bald, dass sie die Umwelt nicht mit konventionellen Mitteln retten konnte, zu groß war die Macht der Chemie-Lobby. Bis jetzt wurde Diane Wilson bei ihren Aktionen des zivilen Ungehorsams 18 Mal verhaftet, und neun Mal trat sie in den Hungerstreik. 2002 musste die »unvernünftigste Frau der Welt« für ein halbes Jahr ins Gefängnis, weil sie auf einem Kühlturm ein Transparent entrollt hatte, um auf die 20 000 Opfer des Chemieunfalls im indischen Bhopal von 1984 aufmerksam zu machen. Der Verantwortliche für den Unfall, der damalige Chef von Union Carbide, Warren Anderson, hat sich bis jetzt erfolgreich der indischen Justiz entzogen.
»Besonders in Texas sind die Konzerne das Gesetz«, berichtet Wilson. Des Öfteren wurde auch versucht, sie mit illegalen Mitteln einzuschüchtern berichtet sie. So kreiste eines Tages ein Helikopter über Dianes Haus. Ein Schuss fiel - man hatte ihren Hund erschossen.
Der »blue planet award« wurde von dem international bekannten Künstler Otto Piene, Mitbegünder der Künstlergruppe ZERO, gestaltet. Er ist ein rein symbolischer Preis, mit dem die Stiftung Menschen wie Diane Wilson ehren will, die sich für die Erhaltung die Rettung des Planeten einsetzen.
Andererseits gibt es viele Menschen, die durch ihr Handeln die Erde gefährden. »Täter haben Namen und die müssen genannt werden«, sagt Stiftungsvorstand Axel Köhler-Schnura. Deswegen hat ethecon den Negativpreis »black planet award« geschaffen. Den »verdiente« sich der Chemie und Gentech-Konzern Monsanto. Die Firma war nicht auf der Preisverleihung anwesend, in einem kurzen Brief soll sie mitgeteilt haben, dass sie kein Interesse an solchen Auszeichnungen habe. Trotzdem will ethecon ihr demnächst den Preis übergeben.
Monsanto belieferte in den 1970ern die US-Streitkräfte mit »Agent Orange«, das im Vietnam-Krieg eingesetzt wurde. Es wird geschätzt, dass rund vier Millionen Vietnamesen an den Spätfolgen des Giftes erkrankt sind. Zurzeit ist die Firma der weltweit größte Produzent von gentechnisch manipuliertem Saatgut. Immer wieder ist es zu unkontrollierten Kontaminationen der Umwelt mit Gentech-Pflanzen gekommen. Außerdem verbietet Monsanto Bauern, ihre Ernte als Saatgut zu verwenden. Zudem wird Monsanto vorgeworfen, Kinder im indischen Baumwollsaatgutanbau auszubeuten, ohne Schule, ohne medizinische Versorgung und getrennt von den Eltern, wie ethecon berichtet.
Die Stiftung vergab erstmals die beiden Preise, da sie erst 2004 gegründet wurde. Ihr Ziel ist, einen Wandel in der Wirtschaft zu erreichen. Statt Profitmaximierung sollen Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit ihre Triebfedern sein.

Infos unter www.ethecon.org
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