Unsere neuen Nachbarn
Aus der Willkommenskultur ist ein Kampf um die Kosten der Integration geworden
Berlin. Das Einfache, das schwer zu machen ist - das Brecht-Wort gilt beileibe nicht nur für den Kommunismus. Integration von Flüchtlingen ist offenbar auch so eine Sache, die - so sehr sie aus humanistischer Sicht auf der Hand liegt - selbst die reichsten Industrienationen vor schier unlösbare Probleme stellt. Und das nicht nur, weil der Rassismus sich auf erschreckende Weise Bahn bricht. Auch der Kampf ums liebe Geld lässt peinlich erschaudern. Fest steht: Bis aus Schutzsuchenden Nachbarn werden, wird es noch ein Weilchen dauern.
Am Donnerstag ging das Gezerre zwischen den Ministerpräsidenten der Länder und der Kanzlerin um die Übernahme von Flüchtlingskosten in die nächste Runde. Da, so Merkel zu Länderforderungen von acht bis neun Milliarden Euro, bestehe weiter Gesprächsbedarf. Freilich nicht ohne auf die Kosten zu verweisen, die der Bund bereits übernimmt, etwa für Wohnungsbau oder Integrationskurse.
Ob sie bei Ersterem die mit dem Doppelhaushalt 2016/2017 in Berlin beschlossene Errichtung von bis zu 60 Modularbauten als Unterkünfte für Flüchtlinge im Blick hatte, wird ihr Geheimnis bleiben. Dass auf die Kanzlerin aber angesichts wachsender Wohnungsnot und bis zu einer Million fehlender Wohnungen insbesondere beim Thema Neubau einiges zukommt, macht der Mieterbund deutlich: »Wir werden in Zukunft zahlreiche Flüchtlinge unterbringen müssen«, erklärt Mieterbund-Geschäftsfüher Ulrich Ropertz im nd-Interview. Das Problem schlage sich derzeit auf den Wohnungsmärkten noch gar nicht so nieder. »Aber es wird kommen.«
Schon da ist indes die Forderung nach mehr Bildungsinvestitionen für die Integration. In den nächsten Jahren werden bis zu 44 000 zusätzliche Erzieher, Lehrer und Sozialarbeiter benötigt, geht aus dem aktuellen Bildungsbericht hervor. oer Seiten 4, 5, 6 und 11
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.