Wessen Kampf wird beleuchtet?

Ellen Wesemüller über heteronormative Entscheidungsfindungen

  • Lesedauer: 2 Min.

Es war schon etwas peinlich. Da ließ die Senatsverwaltung noch am Mittwoch durchblicken, sie gedenke nicht, das Brandenburger Tor alle paar Wochen neu zu beleuchten - so, als ob es sich bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer von Orlando nur um eine weitere nervige Anfrage handle. Auch der Hinweis, dass es sich bei Orlando nicht - wie zuvor bei den Anschlägen von Paris und Brüssel - um eine Partnerstadt handle, war ein sehr technisches Argument. Dass darüber diskutiert werden muss, wann das Hauptstadtsymbol beleuchtet wird - unbenommen. Denn das Wahrzeichen erstrahlt auch nicht, wenn der Islamische Staat Massaker begeht. Doch dass die Verwaltung es genau hier diskutiert hat, scheint kein dummer Zufall, sondern deutet darauf hin, dass es um mehr geht als die Vergleichbarkeit von Toten, Städten und Interessengruppen. Dass dem Innensenator Henkel nicht über die Lippen kam, wen es hier getroffen hat: Menschen, die nicht der heterosexuellen Norm entsprechen, zeigt, dass es für die strukturelle Diskriminierung der LSBTI-Gemeinde entweder kein Bewusstsein gibt, oder dies billigend in Kauf genommen wird. Es waren eben nicht Menschen, »die nichts anderes getan haben, als fröhlich zu feiern.« Sie haben etwas anderes getan: andere Menschen geliebt, als im Gesetz, in Religionen und manchem Kopf vorgesehen ist. Dafür sind sie Gewalt ausgesetzt. Es wäre ein Anfang, zuzugeben, wer sich hier seine Sicherheit und Freiheit erkämpfen muss. Und wessen Kampf im Dunkeln bleibt.

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