Am falschen Ort geboren

Uwe Kalbe über Kindersterblichkeit und eine Schätzung von UNICEF

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 1 Min.

Wie leicht sind Herzen zu erweichen - mit dem Bild eines ertrunkenen Jungen etwa. Die Zahl 69 Millionen weckt keine emotionalen Reaktionen. Selbst dann nicht, wenn man weiß, dass sie eine Todesschätzung des UNO-Kinderhilfswerks beschreibt. So viele Kinder, rechnet UNICEF hoch, werden bis zum Jahr 2030 weltweit sterben, weil sie arm sind. Sie sterben an vermeidbaren Krankheiten, verhungern, werden Opfer von Gewalt. 69 Millionen Geschichten, die eigentlich bewegen müssten, weil sie - jede für sich - Geschichten schreiender Ungerechtigkeit sind.

Sie werden in den meisten Fällen unerzählt bleiben. Sie werden in Familiengeschichte eingeschlossen bleiben, dem Leid von Eltern neues hinzufügen, das ist alles. Im Norden wird man irgendwann zusammenzählen und vergleichen mit der Prognose von UNICEF - gut geschätzt, die Organisation, schlecht reagiert, die Weltgemeinschaft. Es ist unwahrscheinlich, dass es umgekehrt kommt. Obwohl: Es werden auch Fortschritte gemeldet: Eine 40 Prozent höhere Chance habe ein heute geborenes Kind, seinen fünften Geburtstag zu erleben und in die Schule zu gehen. Die Welt wird besser, sicherer, lebenswerter? Wenn man am rechten Ort geboren ist, ja. In Afrika leben südlich der Sahara neun von zehn Kindern in ärgster Armut. Und neun von zehn sind sie Anwärter auf den Treck nach Europa.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -