11 000 Hektoliter Wein aus dem Verkehr gezogen

Vanillearoma, Glycerin, Wasser - in Rheinland-Pfalz wurde 2015 jede zehnte Probe wegen Panscherei beanstandet

  • Lesedauer: 2 Min.
Wo Wein drauf steht, soll auch Wein drin sein. Doch von 4288 Proben, die Tester in Rheinland-Pfalz mit ins Labor nahmen, wurden 451 Proben für nicht gut befunden. Und manchmal stimmte das Etikett nicht.

Mainz. Gepanscht, gesüßt, verlängert: Die Weinkontrolleure in Rheinland-Pfalz haben im vergangenen Jahr 11 000 Hektoliter illegal behandelten Wein aus dem Verkehr gezogen. Von fast 4300 Weinproben im Labor wurde jede zehnte beanstandet, sagte Weinbauminister Volker Wissing (FDP) in Mainz. In 24 Fällen wurde Aroma wie Vanille oder Holz zugesetzt, 22 Mal wurde gezuckert, sieben Mal Glycerin und drei Mal Wasser hinzugefügt.

Die meisten Fälle bezogen sich auf deutsche Weine. »Wir müssen die Branche schützen«, sagte Wissing. Es gehe darum, die Ehrlichen vor einem schlechten Ruf wegen der schwarzen Schafe zu bewahren. 108 Proben wurden aus dem Verkehr gezogen. Dahinter stünden zig Tausende Liter illegal behandelter Wein, die vernichtet werden müssten, erklärte Stefan Bent, Präsident der Landesuntersuchungsanstalt Rheinland-Pfalz (LUA). Keiner der geprüften Weine habe ein gesundheitliches Risiko dargestellt.

Die 24 Prüfer der LUA kontrollierten insgesamt 5750 Mal: bei Winzern und in Kellereien, aber auch auf Weinfesten. Dabei stellten sie immer wieder fest, dass vermeintliche Qualitäts- und Prädikatsweine gar keine waren - sie hatten keine amtliche Prüfnummer. 4288 Proben nahmen die Tester mit ins Labor, davon wurden 451 Proben für nicht gut befunden, also 10,5 Prozent. Im Jahr 2014 wurde noch fast jede achte Probe beanstandet; 2013 war es jede siebte Probe.

Glycerin wurde ausschließlich in Weinen aus Osteuropa gefunden, vor allem in Krimsekten aus der Ukraine und der Republik Moldau. Einige heimische Winzer hingegen fügten Vanillearomen hinzu, um den Anschein zu erwecken, ihr Rotwein sei im Barrique-Fass gereift. Ein Winzer aus Rheinland-Pfalz gab gegenüber dem LUA zu, Spirituosen mit Vanillegeschmack gekauft und zum Wein gegeben zu haben.

Eiswein des Jahrgangs 2015 konnte dank des Frosts im Januar geerntet werden, doch war es weniger als geplant. 205 rheinland-pfälzische Winzer hatten ihre Absicht zur Eisweinernte bekundet. 67 von ihnen schritten schließlich zur Tat und kelterten zusammen 40 000 Liter Eisweinmost. Seit dem Verbot der Vermarktung der Eisweinernte des Jahres 2011 wegen unzureichender Kälte müssen die Winzer ihr Vorhaben anmelden.

Rheinland-Pfalz ist das Weinland Nummer eins in der Bundesrepublik: Rund 8500 Betriebe produzieren in sechs der 13 deutschen Anbaugebiete etwa zwei Drittel der bundesweiten Erntemenge. Jedes Jahr werden rund sechs Millionen Hektoliter Weinmost geerntet. dpa/nd

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