Erfolgreiche Besetzung in Frankfurt: Flüchtlinge dürfen bleiben

Initiative »Project Shelter« organisiert Unterkünfte und Begegnungsstätte für Migranten

  • Elsa Koester
  • Lesedauer: 2 Min.

Politische Lösungen können manchmal so einfach sein. Zum Beispiel: Leerstehende Häuser als Wohnraum für Geflüchtete nutzen. Macht Sinn, hilft unmittelbar, und schadet niemandem. Muss nur mal jemand machen.

In Frankfurt am Main hat die Initiative »Project Shelter« die Sache in die Hand genommen. Und ein ungenutztes Haus im Stadtteil Alt-Bornheim besetzt. Am Dienstagabend hingen bereits Transparente mit der Aufschrift »Fight Fortress Europe Everywhere« und »Kein Frankfurt ohne Project Shelter« aus dem Fenster des Hauses in der Spillinggasse, als rund 150 Aktivisten eintrafen, die sich zuvor am offiziellen Treffpunkt einer Aktionswoche für Geflüchtete am Campus Bockenheim gesammelt hatten. Nach ein paar Redebeiträgen, ein bisschen Musik und einem zweistündigen Gespräch mit den Eigentümern des Hauses kam die Jubelmeldung: Es wurde eine Einigung zur Zwischennutzung erzielt. Das Erdgeschoss darf erst einmal weiter als Flüchtlingszentrum genutzt werden.

»Wir freuen uns natürlich sehr, nach unserer dritten Besetzung einen Teilerfolg erzielt zu haben«, sagt Jakob Dettmer von der Initiative dem »nd«. »Wir haben jetzt endlich einen gemeinsamen Ort – ein Begegnungscafé. Doch das löst nicht unser größtes Problem: Die Notwendigkeit einer Unterkunft und einer Meldeadresse für Geflüchtete, die sie für sich und für die Jobsuche dringend brauchen.« Dieses Ziel werde »Project Shelter« weiter verfolgen – und dafür wollen die Aktivisten weiter Druck auf die Stadt Frankfurt ausüben.

Das Projekt wurde bereits Ende 2014 von Geflüchteten, Migranten und alteingesessenen Frankfurtern gegründet, um Unterkünfte für Wohnungslose zu organisieren. Weil die Stadt sich trotz vieler Demonstrationen und Petitionen nicht auf die Gruppe zubewegte, wurde zunächst eine Wohnungsbörse organisiert, um Geflüchtete unterzubringen. Im Dezember 2015 besetzte die Gruppe erstmals ein leerstehendes Haus im städtischen Besitz. Im Februar diesen Jahres folgte die Besetzung des ungenutzten »Paradieshofs« in Alt-Sachsenhausen. Beide Aktionen wurden binnen weniger Stunden von der Polizei beendet. Erst die aktuelle Besetzung führte zu einem Erfolg.

»Nach Stunden und Stunden erfolgloser Verhandlungen mit der Stadt ist es uns gelungen, in einem nur zweistündigen Gespräch mit privaten Eigentümern zu einer Einigung zu kommen«, sagt Sprecher Dettmer. Dieser Erfolg zeige, wie einfach es sei, eine Alternative gegen rassistische Zustände in Frankfurt zu organisieren. Damit auch die Stadt in Bewegung komme, wolle die Initiative ihre Aktionswochen #actionmonth im Juli fortführen – und jeden Dienstag eine weitere Aktion organisieren. Was geplant ist, will Dettmer noch nicht verraten. »Das wird eine Überraschung.«

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