Reden ist gut, Vertrauen besser
Klaus Joachim Herrmann über den Dialog mit Russland
Die Ost-West-Welt scheint einigermaßen in Ordnung zu geraten. Beide Seiten reden miteinander, ob nun in Moskau, Petersburg oder Brüssel. Für derartigen Umgang gab es eben noch Schelte und Dresche - für Länderchefs aus Schwerin und München, für den in seinem Willen nach guter Nachbarschaft mit Russland chronisch unbelehrbaren Potsdamer Platzeck oder sogar Außenminister Steinmeier. Der geriet in den Malstrom des Mainstreams wegen Kritik an westlichem »Säbelrasseln und Kriegsgeheul«.
Doch die NATO und Russland rüsten weiter auf, die Bundeswehr schreibt Moskau als Sicherheitsrisiko fest und übernimmt Kommandos im Baltikum. Friedensnobelpreisträger Gorbatschow beschuldigt den Westen der Kriegstreiberei, die deutsche Kanzlerin Russland der »verbrecherischen« Aneignung der Krim. Russische und NATO-Militärs kommen sich am Boden, zur See und in der Luft schon gefährlich nahe.
Gespräche sind allemal besser als jeder Zusammenstoß. Doch sie dürfen nicht nur das eigene sture Handeln begründen und rechtfertigen, es hinter Wortschwall verstecken. Reden ist gut, aber besser wäre Vertrauen. Das allerdings bedarf der Tat. Das könnte ein sofortiges Einfrieren aller Handlungen sein, die von der Gegenseite als bedrohlich verstanden werden können. Darüber müsste doch zu reden sein.
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