Aufstand gegen die »parasitäre Oberschicht«

»Hooligans« überfallen Zeltplatz von Richkidz beim »Burning Man Festival«

  • Florian Brand
  • Lesedauer: 4 Min.

Was vor rund 30 Jahren an einem Kalifornischen Strand als hippieske Feier zur Sommersonnenwende begann, hat sich mittlerweile zu einem der angesagtesten Events der USA in der Wüste Nevadas entwickelt: das »Burning Man Festival«. Längst gibt es Ableger auch in Europa, Afrika und dem Nahen Osten. Doch neben den steigenden Besucherzahlen wächst auch die Kritik an der steten Kommerzialisierung des Festivals. War die Teilnahme einst noch kostenlos, müssen Besucher mittlerweile mehrere hundert bis hin zu einigen tausend Euro für ein Ticket blechen.

Und so entlud sich in diesem Jahr die Kritik einiger Festivalbesucher, an den »plug’n play« Camps, in Form einer überfallartigen Protestaktion auf einen der wohlhabeneren Zeltplätze. Wie mehrere englischsprachige Nachrichtenportale in Bezug auf einen Facebook-Post des betroffenen Camps vermeldeten, überfiel beim diesjährigen »Burning Man« offenbar eine Gruppe »Hooligans« das vor drei Jahren als Luxuszeltplatz gegründete »White Ocean Camp«. Die Randalierer hätten dabei den Zeltplatz geflutet, Stromkabel durchtrennt, Zelte beschädigt und Wohnwagentüren zugeklebt, heißt es in der Stellungnahme.

In einem Statement gegenüber dem »Telegraph« spricht ein Festivalbesucher von einer »Revolution gegen reiche Parasiten«. Wörtlich heißt es: »And so the revolution has begun. Taking Burning Man back from the parasite class, back from the electronic dance music tourists. Taking Burning Man back for the people. This wasn’t much but it’s a great start.«

In den sozialen Netzwerken stößt die Protestaktion unterdessen auf geteiltes Feedback. Während einerseits Bestürzung über die vermeintliche Gewalttätigkeit der Verursacher zum Ausdruck gebracht wird, reagieren andere Nutzer mit Verständnis für die Aktion, bis hin zu Verachtung für die Geschädigten. »Bevor diese reichen Silicon-Valley-Snobs die Black Rock Wüste übernommen haben, war Burning Man ein FREIES Event«, lautet ein Kommentar unter der Stellungnahme des »White Ocean Camps«.

»Ich weiß nicht, was schlimmer ist«, schreibt ein Reddit-Nutzer, »Vandalen, die eine wahrgenommene Bedrohung attackieren und dadurch die Regeln des Festivals brechen, welches sie zu schützen versuchen […], oder selbsternannte NIMBYs, die ihr Camp in einer radikal-offenen Gesellschaft aufschlagen […], die sie versuchen zu vereinnahmen, sich aber gleichzeitig bewusst durch Abschottung von ihr abgrenzen.«

Das betroffene »White Ocean Camp« wurde vor drei Jahren von DJ Oakenfold und dem Sohn eines reichen, russischen Milliardärs als Luxuscamp gegründet. Kritiker monieren den elitären Charakter des Zeltplatzes. So dürften dort nur ausgewählte Personen verweilen. Auch sei das Gelände vom Rest des Festivals durch Zäune abgeschottet. Besucher dürften nur mit VIP-Armband auf den Platz. Zudem heuerten die VIP-Bewohner eigene Köche, Sicherheitsleute und Arbeiter an, die die Zelte der Camper aufbauten (»Plug’n Play«), nicht aber der Allgemeinheit zur Verfügung stünden. Kritiker sehen darin einen massiven Verstoß gegen die selbst auferlegten Grundprinzipien des Festivals.

Zwar distanzieren sich die OrganisatorInnen in einer Stellungnahme von der Kommerzialisierung des Festivals, in dem sie den »Verkauf des Burning Man Erlebnisses« verurteilen, ein offizielles Verbot solcher Camps sucht man jedoch vergebens. So heißt es lediglich, man unterstütze solches Verhalten nicht, weil es nicht mit den Prinzipien übereinstimme.

Das »Burning Man Festival« wurde 1986 gegründet und findet seit 1990 jährlich in der Black Rock Wüste im nordwestlichen Teil Nevadas statt. In diesem Jahr nahmen rund 70.000 Menschen an der acht Tage dauernden Veranstaltung teil. Namensgeber des Events ist eine mehrere Meter große hölzerne Abbildung eines Mannes, die am ersten Montag im September verbrannt wird. Um die Figur herum formt sich ein breites Spektakel an Kultur- und Unterhaltungsangeboten.

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