In Knickerbockern, auf Holzfelgen oder dem Mifa

Ein Starterfeld wie im Filmkomödienklassiker »Schußfahrt nach San Remo« - in Ludwigslust kann man es erleben

  • Ralph Schipke, Ludwigslust
  • Lesedauer: 3 Min.

Eine klassische Tweed-Mütze, ein traditionelles Renn-Mützchen, Hosenträger. Wer sie noch kennt, besitzt und mag, steige in Knickerbocker und sattele sein altes Mifa-Rad oder einen gepflegten Flitzer der Marke »Diamant«. Das Starterfeld der 2. »Velo Classico« am 17. und 18. September auf dem Mecklenburger Land solle gern so aussehen, wie einst die Fahrer im Filmkomödienklassiker »Schußfahrt nach San Remo«, wünscht sich Ideengeber und Cheforganisator Detlef Koepke. »Genau das wäre das Flair, das uns vorschwebt.« Die Friedensfahrt als Vorbild wäre etwas zu sportiv. Deren Peloton rollte einst an Ludwigslust ohnehin nur vorbei - in Richtung Etappenziel in Rostock oder Schwerin.

Der Zweirad-Verrückte Koepke aus Penzlin in der Nähe Neubrandenburgs hat sich unter Radsportfreunden in Nah und Fern durch die Fahrradtour Mecklenburger Seenrunde einen guten Namen erarbeitet. Neben dieser eher sportlich ausgerichteten 300-Kilometer-Runde, die erst im Juni Rennradler an den Tollensesee und die Müritz lockte, organisiert Koepke die »Velo Classico«. Für die Ausrichter ist die Tour eine »Hommage an Stilepochen der Fahrradkultur«. Schließlich gibt es seit etwa einem Jahrzehnt überall in Europa stimmungsvolle Retro-Rad-Veranstaltungen, allen voran die »L´Eroica« in Italien und die »Anjou-Vélo-Vintage« in Frankreich. Beide Klassiker bieten ihren Teilnehmern die Möglichkeit, Land und Leute auf verschieden langen Kursen in wunderschöner Natur vor historischer Kulisse zu entdecken. Genau das möchte die nordostdeutsche »Velo Classico« auch.

Im vergangenen Jahr, so schwelgt Detlef Koepke in Erinnerungen an die Premierenausfahrt, sei ein Starter mit einem Opel-Rennrad mit Holzfelgen von 1906 und ganz ohne Schaltung die 150 Kilometer durchgefahren. Mitte September nun kann bei der »Genießer-Runde« über 48 Kilometer aber eigentlich jeder mitmachen, der ein Zweirad hat. Die Organisatoren wünschen sich von den Teilnehmern, mit ein paar Accessoires am Rad oder modemäßig an der Radfahrer-Geschichte orientiert an den Start zu rollen. Es könne aber mit jedem Fahrrad - auch mit dem neueren Bike - in der »Genießer«-Klasse angetreten werden, versichert Koepke. Für die längeren Runden über 89 beziehungsweise 149 Kilometer gibt es jedoch ein kleines Reglement: Die Räder sollten älter als Baujahr 1989 sein, die Fahrer in möglichst traditioneller Kleidung an den Start gehen. »Bei der Helden-Runde empfehlen wir dann wirklich ein echtes Oldtimer-Rad mit klassischer Unterrohrschaltung«, so wünscht es sich Koepke.

Was macht den Reiz aus, mit alten, gern auch historischen Fahrrädern durchs Mecklenburgische zu strampeln? Der »Velo Classico«-Organisator sieht das so: »Unser Land hat einfach sehr viele wunderschöne Radstrecken zu bieten. Leider wissen viele Leute nicht, wie schön das Binnenland von Mecklenburg ist. Sich so eine Strecke per Rad zu erschließen, ist eine der tollsten Möglichkeiten, es kennenzulernen, weil der Pedalritter unterwegs viel mehr sieht.« Das mit einem etwas anstrengenden, alten Gerät zu machen, sei eine ganz besondere Erfahrung. »Sich dabei mit Gleichgesinnten zu verabreden und schließlich ein außergewöhnliches Erlebnis mitzunehmen, das macht wohl den besonderen Reiz aus.«

Warum Ludwigslust für die historische Radausfahrt gewählt wurde, liegt für Koepke auf der Hand. In dieser Region gibt es reichlich historische und kulturelle Schätze, die es per Fahrrad zu entdecken gilt.

Informationen im Netz unter: www.veloclassico.de

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