Besser mit Bombe
Klaus Joachim Herrmann über den Atomtest auf der koreanischen Halbinsel
In Nordkorea hat Kim Jong Un die fünfte Atombombe gezündet und in der Verurteilung ist sich alle Welt einig - auch in Heuchelei. Denn vor allem die nukleare Gemeinschaft, deren Mitglieder sich offiziell selbst Besitz, Produktion und Lagerung gestatten, macht gegen den atomaren Emporkömmling Front. Längst verfügen auch andere offen oder heimlich über die Bombe, mögen sie nun leugnen, sich in Verträgen binden oder Regeln verweigern. Provokante Tests auf der koreanischen Halbinsel erinnern auch an all die anderen Besitzer von Kernwaffen.
Natürlich nicht Geltungssucht, sondern Abschreckung, Schutz der Werte und Ordnungen machen die Atommächte geltend. Manche ihrer Führer können recht unheimlich sein und kaum jemand hätte sie gern auf seinem Sofa sitzen. Kim ist einer davon. Aber auch er hat die Bombe und muss todernst genommen werden - am besten in Verhandlungen.
Natürlich sichert der Mann aus Pjöngjang sein Regime. Er weiß, nur Macht macht mächtig. Dieses Prinzip gehört untrennbar zu dem atomaren Übel. Denen, die die Bombe haben, ist schwerer beizukommen als jenen ohne. Brutale »Regimewechsel« unter erlogenen Vorwänden und demokratischer Lynchmord an Diktatoren sind Kim Warnung genug. Solange er mit Bombe sicherer ist als ohne, wird er sie nicht hergeben.
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